Betriebsbedingte Kündigungen möglich

SBS streicht Stellen in Deutschland

28.05.2004
MÜNCHEN (wh) - Um die Ertragssituation zu verbessern, baut Siemens Business Services (SBS) in Deutschland rund 700 Arbeitsplätze ab. Weitere 300 Mitarbeiter verlassen das Unternehmen im Zuge der Auslagerung des Bereichs Training and Services.

Vergangene Woche informierte die Unternehmensleitung Mitarbeiter über den Interessenausgleich und Sozialplan, den sie mit dem Gesamtbetriebsrat geschlossen hat. Vorausgegangen waren zähe Verhandlungen, die erst mit dem Schiedsspruch einer Einigungsstelle beendet wurden. Nach Angaben der IG Metall streicht SBS bis zum Ende des Geschäftsjahres 2004/05 mehr als 700 Stellen in Deutschland. Hinzu kommen 326 Mitarbeiter des Bereichs Training and Services (TS), die mit Wirkung zum 1. April 2004 in eine eigenständige Gesellschaft ausgelagert wurden.

"Lokale Anpassungen"

SBS-Sprecher Jörn Roggenbuck will die Zahlen nicht bestätigen. Bei den Maßnahmen handele es sich lediglich um "lokale Anpassungen". Das Geschäft in Deutschland entwickle sich noch immer relativ schleppend, begründet er die Sparpläne. Eine nachhaltige Umsatzbelebung sei derzeit nicht in Sicht. Im ersten Quartal verbuchte der Serviceanbieter gegenüber dem Vorjahr einen Umsatzrückgang um 16 Prozent auf 1,12 Milliarden Euro.

Betriebsbedingte Kündigungen will das Management weitgehend vermeiden, kann sie aber nicht ausschließen. Zur Diskussion stehen etwa interne Versetzungen und Arbeitszeitverkürzungen. Teil des Sozialplans ist unter anderem ein größerer Finanztopf für ein Outplacement-Programm, das den betroffenen Mitarbeitern über einen Zeitraum von zwölf Monaten angeboten wird. Voraussetzung ist ein abgeschlossener Aufhebungsvertrag.

"Wir hoffen, dass wir so viele Arbeitsplätze wie möglich retten können", sagt Michael Leppek von der Münchner IG Metall. Auch er rechnet jedoch in Einzelfällen mit betriebsbedingten Kündigungen. Unverständlich sei für ihn, dass SBS einen Großteil der Stellen in dem für das Outsourcing-Geschäft zuständigen Bereich Operation Related Services (ORS) abbaut, jenem Sektor also, den die Unternehmensleitung als Wachstumsfeld ansieht.

Das Führungsgremium um Vorstandschef Paul Stodden wolle um jeden Preis die vom Siemens-Zentralvorstand geforderte Ebit-Marge von fünf bis sechs Prozent schaffen, kritisiert Leppek: "Die strukturellen Probleme von SBS sind damit aber keineswegs gelöst." Unternehmenssprecher Roggenbuck erklärt, SBS werde das Margenziel erreichen. Offen sei nur, zu welchem Zeitpunkt. Die ursprünglich dafür formulierte Zeitvorgabe bis zum Jahr 2004 habe der Zentralvorstand aufgegeben.