SBS: Die Entscheidung steht bevor

25.04.2006

Zweite Option: Verkauf

Der jetzige SBS-Chef SBS-Chef Christoph Kollatz hat sich bislang gegenüber Mitarbeitern, Presse und Analysten nicht erklärt.
Der jetzige SBS-Chef SBS-Chef Christoph Kollatz hat sich bislang gegenüber Mitarbeitern, Presse und Analysten nicht erklärt.

Was spricht dafür? Die komplette Veräußerung wäre ein Befreiungsschlag. SBS ist nach der Trennung von den produktnahen Diensten mit einem Jahresumsatz von künftig etwa vier Milliarden Euro der zweitkleinste von insgesamt zwölf Geschäftsbereichen im Konzern und bindet gemessen an dieser Größe zu viel Aufmerksamkeit des Topmanagements. Auch das Geld könnte für das Management ein Anreiz sein: "Inklusive der internen Outsourcing-Verträge könnte Siemens mit einer Veräußerung trotz der derzeit schwierigen Situation von SBS etwa 2,5 bis drei Milliarden Euro erlösen", vermutet Rothauge. Vom Margenziel wäre plötzlich keine Rede mehr, die Investoren könnten sich stattdessen über die prall gefüllte Schatulle freuen. Außerdem hätten die Mitarbeiter nach einer langen Phase der Verunsicherung endlich wieder eine Perspektive unter dem Dach eines Unternehmens, das IT-Services als Kerngeschäft versteht.

Was spricht dagegen? Siemens tut sich schwer damit, als Technologie- und Infrastrukturkonzern die eigene IT einem externen Betreiber zu überlassen. Viele SBS-Mitarbeiter verfügen über Know-how, das für andere Geschäftsbereiche sehr wichtig ist. Ein Käufer würde es kaum akzeptieren, wenn Siemens etwa für erforderliche Integrationsarbeiten des Medizin- oder Automatisierungs- und Antriebsbereichs wieder eigenes IT-Know-how aufbauen würde, nachdem zuvor SBS veräußert wurde. Zudem kurbeln die Outsourcing- und Integrationsdienste von SBS den Umsatz und Absatz in anderen Geschäftsbereichen insbesondere in der Kommunikationssparte an.

Verkauft Siemens die Keimzelle des Konzerns?

Der US-amerikanische TK-Ausrüster Motorola steht laut einem Bericht der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" in Verhandlungen mit dem Siemens-Konzern. Danach ist der komplette Verkauf der Communications Group mit rund 55 000 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von etwa 13 Milliarden Euro denkbar. Die Unternehmen kommentierten die Meldung nicht. Motorola soll vornehmlich Interesse am profitablen und wachstumsträchtigen Mobilfunkgeschäft zeigen, doch Siemens-CEO Klaus Kleinfeld möchte diese angeblich nur im Paket mit der problematischen Festnetzsparte veräußern. Letztere scheint der derzeit schnellen technischen Entwicklung zu softwarebasierenden Vermittlungsanlagen und VoIP (Voice over IP) nicht gewachsen zu sein. Insgesamt ist die Com-Sparte, die die Keimzelle des gesamten Siemens-Konzerns bildet, weit entfernt von dem von Kleinfeld gesteckten Margenziel von acht bis elf Prozent. Im vergangenen Geschäftsjahr belief sich die Gewinnspanne auf 3,5 Prozent, Finanzinvestoren fordern seit langem die Zerschlagung.