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Sattelberger bringt Schwung in Gespräche um Telekom-Umbau

05.06.2007
Mit der Berufung von Thomas Sattelberger zum Telekom-Personalvorstand ist neuer Schwung in die Gespräche um den geplanten massiven Stellenumbau gekommen.

Der 58-Jährige bringt Erfahrungen und neue Tarifmodelle von seinen früheren Arbeitgebern Continental, Lufthansa und DaimlerChrysler in die festgefahren Verhandlungen ein. Statt von einer schroffen Gehaltskürzung von neun Prozent spricht Sattelberger von einer Gewinnbeteiligung und einer gezielten Weiterqualifizierung der Mitarbeiter.

Das sind Tarifinstrumente, die bislang bei der Deutschen Telekom nicht angewendet wurden. Sein Ziel ist klar: "Beide Seiten müssen bei einem Kompromiss ihr Gesicht wahren können." Keine leichte Aufgabe nach fünf gescheiterten Verhandlungsrunden und fast vier Wochen Streik.

Die Akteure haben viel zu verlieren. So sind der Vorstand bis auf Finanzchef Karl-Gerhard Eick wie auch ver.di-Verhandlungsführer und Aufsichtsratsvize Lothar Schröder erst seit wenigen Monaten im Amt. Als Verlierer aus dem Konflikt herauszugehen kann sich daher keiner erlauben. Der Druck ist groß: Der Sinkflug der Festnetzsparte belastet das Konzernergebnis der Telekom. Die geplante Verlagerung von 50.000 Mitarbeitern in den neuen Bereich T-Service sei daher ohne Alternative, um die Kosten um bis zu 900 Millionen Euro zu senken, wiederholt Vorstandschef René Obermann gebetsmühlenartig. Er verweist auf eine mögliche Übernahme durch Finanzinvestoren und eine denkbare Zerschlagung. "Die Gefahr ist real", sagt ein Fondsmanager.

Sattelberger kennt das Risiko und weiß, dass ein Konzern nur im Einvernehmen mit der Arbeitnehmerseite geführt werden kann. Er feilt daher an einem neuen Angebot. Neben einer jährlichen Gewinnbeteiligung denkt der neue Personalchef über eine zusätzliche Ausschüttung im Jahr 2010 oder 2011 nach - also eine Art Sonderdividende für die Beschäftigten. "Diese könnte beträchtlich sein, locker ein dreistelliger Millionenbetrag", heißt es in seinem Umfeld.

Die Beteiligung am Unternehmenserfolg würde sich sowohl an Finanzzahlen wie auch an der Zufriedenheit der Kunden orientieren. An Einschnitten bei den Personalkosten kommt die Telekom aber nicht vorbei, sonst ist das Einsparziel nicht zu erreichen. Ver.di-Verhandlungsführer Schröder hatte sich zuletzt offen über eine weitere Variabilisierung der Einkommen gezeigt. Die von Sattelberger angebotene Gewinnbeteiligung lehnte er aber ab.

Der neue Personalvorstand legt in den vier Wochen seit seinem Amtsantritt ein beträchtliches Tempo vor. So arbeitet Sattelberger an Instrumenten, um bei dem Bonner Konzern ein modernes Personalmanagement einzuführen. Im Fokus steht auch hier der Service. "Schon bei der Lufthansa trat er für mehr Kundenfreundlichkeit ein", sagt ein früherer Mitarbeiter. In dem Punkt hat die Telekom Nachholbedarf, wie Obermann einräumt.

Doch eine Verbesserung der Servicequalität gibt es nicht zum Nulltarif: Sattelberger wolle einen dreistelligen Millionenbetrag reservieren, der bei der Gründung von T-Service in die Qualifizierung der Mitarbeiter fließen soll, heißt es im Umfeld des Managers.

In der kommenden Woche will die Telekom die betroffenen Mitarbeiter über die künftigen Tarifkonditionen bei T-Service informieren; neue offizielle Gespräche müssten also bald anlaufen. Ein neues Angebot würde die Telekom aber erst abgeben, wenn eine Einigung sicher möglich sei. "Wir haben noch einen Wurf frei", heißt es im Umfeld der Verhandlungen, "und der muss sitzen". (dpa/tc)