Satire/CW-Wert

16.02.1996

Das Internet ist ins Gerede gekommen. Nicht nur, weil es die bayerische Staatsanwaltschaft als Schmuddelkiste fuer Kinderpornografen entdeckt hat. Veranwortlich fuer die ueble Nachrede ist der Goldrausch rund um das Netz der Netze. Nicht etwa die zahlreichen, meist schlecht bezahlten Mitarbeiter von Universitaeten, die das globale Netz am Laufen halten, beklagen sich. Es sind die etablierten Digger, die ihr Klondike vor dem Ansturm der erfolgshungrigen Goldgraeber retten moechten. Allen voran mokiert sich Bill Gates ueber die Goldgraeberstimmung. Nachdem er Jahr fuer Jahr dicke Nuggets aus seinen Windows-Minen gefoerdert hat, verbohrte er sich nun mit seinem Microsoft Network in taubes Gestein. Waehrenddessen machten sich neuangekommene Habenichtse daran, ihre Claims im Internet abzustecken. Wie im Wilden Westen ueblich, ist den Goldbaronen jedes Mittel recht, Greenhorns zu vertreiben. Bill Gates laesst den Colt vorerst stecken und versucht es damit, die Leistung der Newcomer herunterzuspielen: Bei Web-Browsern handle es sich um "triviale Software", Java sei nur eine weitere Programmiersprache. Dass er selbst bis dato keine "Trivialsoftware" von Java-Qualitaet anzubieten hat, scheint ihn dabei nicht zu stoeren. Darin gleicht er dem Goldgraeberkumpel Oracle, der mit seiner Datenbankmine stinkreich geworden ist. Zu spaet gekommen, versucht er wie Erzrivale Microsoft, sich an die Spitze der Internet-Bewegung zu setzen. Zu einer brauchbaren Version seiner Trivialsoftware "Power-Browser" hat es aber bis heute nicht gereicht.