Satire/CW-Wert

26.01.1996

Januar 1997. Ein Anwender sitzt vor dem hochgelobten, vielfach ausgezeichneten Produkt des Jahres 1996. Auch er weiss einen Superlativ: Staubfaenger des Jahres. Was hatten die Groessen der Industrie dem Kaeufer nicht alles versprochen: weltweite Kommunikation, interessante Diskussionen, Unabhaengigkeit von der Update-Manie der Software-Industrie. Und das alles fuer laeppische 750 Mark. Prompt war unser Anwender der Propaganda auf den Leim gegangen. Er kaufte eines dieser vielversprechenden Internet- Terminals. Dank langsamer Verbindungen brauchte er fuer seine Arbeit nun doppelt so lange wie mit dem alten Desktop-PC. Einziger Vorteil: Endlich gab es Zeit fuer ausgedehnte Kaffeepausen, wenn der Zugangsknoten des Internet-Providers wieder einmal chronisch ueberlastet war. Um so groesser war der Mehrwert fuer die Hardware- Industrie, hatte sie doch mit diesem Schachzug ihre veraltete Elektronik gewinnbringend unters Volk gebracht. Freuen konnten sich auch die Telekom und der Access-Provider: Innerhalb von einem halben Jahr hatte der Anwender ihnen mehr Geld ueberwiesen, als ein vernuenftiges Office-Paket kostet. Nach einem Wochenende Bastelei ist der User dennoch wieder guter Dinge: Er kann nun den proprietaeren Internet-Terminal-Monitor, fuer den noch einmal 1200 Mark zu berappen waren, endlich an seinem klassischen PC verwenden. Der verfuegt via Modem und entsprechende Software bereits seit Jahren ueber einen Internet-Zugang und die Option zum kostensparenden Offline-Arbeiten.