Satire

Satire CW-Wert

19.03.1999

Münchner Nachtschwärmer kennen das. Sie landen, halbwegs zeitgerecht gekleidet, geschminkt und beduftet, vor einem prinzipiell gähnend leeren Nachtclub und werden dennoch vom Türsteher nicht eingelassen: "Heute nur Stammkunden" (bayrisch: Schleich di!). Wer rein will, muß absolut in und der drittklassigen Schwarzenegger-Imitation vor der Tür namentlich bekannt sein. Einige Intel-Manager sind, wahrscheinlich im Anschluß an ein wichtiges Meeting im Oktober letzten Jahres auf der Theresienwiese, auf dieses Auswahlverfahren aufmerksam geworden und haben daraus ein Internet-Konzept erarbeitet.

Die Schickimicki-Mentalität aus der Weißwurstmetropole kommt nun global zum Tragen. Wer in gewisse Internet-Seiten rein will, darf das zukünftig nur noch mit Pentium-III-Prozessor. Für den Rest gilt: "Schleichts euch!" Nur noch wer mega-in ist und seine CPU- Seriennummer dem Türsteher preisgibt, wird willkommen geheißen.

Laut Intel soll diese Ausschlußmethode E-Commerce-Anbietern eine verbesserte Kundenkontrolle ermöglichen. Allerdings ist der Ansatz falsch gewählt. Sollen Kaufhäuser die Kreditverläßlichkeit ihrer Kunden zukünftig verifizieren, indem sie nur noch 5er BMWs mit bekanntem Kennzeichen in das Parkhaus lassen? Hoffentlich bringt dieser Unfug keine Nachahmer auf den Plan. Sonst heißt es bald von Microsoft: "Where mustn''t you go today", oder von IBM: "Restrictions for a small Planet".