Satire

Satire CW-Wert

12.03.1999

Wer es nicht mehr schafft, seine Produkte profitabel an den Mann zu bringen, versucht sein Glück als Lösungsanbieter. Unter dieser Flagge segelnde Hersteller sind nicht mehr darauf angewiesen, neueste Technologien möglichst schnell in Produkte umzusetzen. Außerdem können sie sich aus dem nerv- und gewinntötenden Preiskampf verabschieden. Lediglich dem Anwender muß bewußt gemacht werden, wieso er besser fährt, wenn er mit einem Lösungsanbieter statt einem Produktlieferanten zusammenarbeitet. In der IT-Branche geht das, weil der Einsatz von Informationstechnologie in der Regel komplizierter ist, als sich Gummistiefel anzuziehen. Deshalb reden die einschlägigen Hersteller - unterstützt von einer ganzen Phalanx von Beratern und Marktforschern - viel von Komplexität, davon, daß der Kunde die Vor- und Nachteile verschiedener Technologien nicht mehr beurteilen, geschweige denn diese komplexen Werkzeuge einführen kann. Sie versprechen, dieses Problem zu lösen. Das tun sie allerdings anders, als die übliche Definition von "Problem lösen", nämlich das Erledigen einer schwierigen Aufgabe, nahelegt. Sie setzen "lösen" mit "loswerden" - ihrer eigenen Produkte - gleich. Und auch das Problem, das sie aus der Welt schaffen, ist ihr eigenes: Die Installation einer "Lösung" garantiert ihnen einen kontinuierlichen Service- und Supportumsatz, den sie mit dem bloßen Verkauf von Produkten nie erreichen würden.