Weitere 500 Trabanten umkreisen künftig den Erdball

Satellitennetze: Im Orbit herrscht Konkurrenzkampf

11.07.1997

Für die kommerzielle Raumfahrtindustrie brechen goldene Zeiten an. Die Trägerraketen wie Ariane oder Spaceshuttle können sich auf einen Nachfrageboom für den Transport von Satelliten gefaßt machen, denn eine Vielzahl von Konsortien wollen zusammen weit mehr als 500 Satelliten in Erdumlaufbahnen schießen.

Dort sollen sie Netze für eine Zielgruppe aufspannen, die die kleinsten Endgeräte sowie die ausgefeiltesten Dienste fordert, gleichzeitig aber auch die zahlungskräftigste ist. Für international reisende Geschäftsleute wollen Iridium, Globalstar, ICO und Odyssey Services wie Telefonie, Fax, Datenübertragung oder Mehrwertdienste anbieten. Teledesic, Spaceway und Skybridge werden darüber hinaus Multimedia-Anwendungen, Video-Conferencing und Internet-Access via Satellit ermöglichen.

"In den USA hat sich im Markt für die personenbezogene Kommunikation schon wieder Ernüchterung breitgemacht, denn man ist sich nicht sicher, ob die Business-Traveller die Dienste intensiv nutzen werden", relativiert Erich Lutz, Leiter der Abteilung Digitale Netze am Institut für Nachrichtentechnik der Deutschen Luft- und Raumfahrtgesellschaft (DLR) in Oberpfaffenhofen, auf dem Kongreß Satellitennetze, der von der Euroforum Deutschland GmbH in Düsseldorf veranstaltet wurde.

Fachleute warnen, daß lediglich zwei oder drei Satellitennetze bestehen könnten, die die Geschäftsreisenden als Zielgruppe adressieren und die zum Großteil im Low Earth Orbit (LEO, siehe folgende Seite) aufgebaut werden. Auf der Konferenz äußerte dagegen Alex Nourouzi, Berater in der Mobile and Satellite Group bei Ovum, die optimistische Einschätzung, daß durchaus auch vier derartige Netze überlebensfähig sein könnten.

Fast alle kalkulieren mit Kundenzahlen in siebenstelligen Bereichen, um die Investitionen von bis zu 13 Milliarden Mark wieder hereinbringen und schwarze Zahlen schreiben zu können.

Das Gerangel um Marktanteile findet jedoch nicht nur im Weltraum statt. Die terrestrischen Mobilfunknetze sind in vielen Ländern mit zahlungskräftiger Kundschaft sehr gut ausgebaut und aufgrund von Roaming-Abkommen auch international verfügbar. Obwohl viele Satellitennetzbetreiber ihr Angebot als Ergänzung und nicht als Konkurrenz zu diesen Netzen verstehen, werden sie sich dennoch bei den Gesprächspreisen mit ihnen messen lassen müssen.