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SAS will zur alleinigen Analyseplattform im Unternehmen werden

22.06.2005
Statt einem Sammelsurium disparater BI-Tools sollten Anwender eine durchgängige Plattform einsetzen. Best-of-breed sei out, erklärte SAS Institute auf seiner User Conference.

LISSABON (COMPUTERWOCHE) - Neun von zehn IT-Managern sind laut einer aktuellen Umfrage von Accenture unzufrieden mit ihrer bisherigen Strategie für Business Intelligence (BI). Schuld daran sind vor allem das Sammelsurium entsprechender Tools in Unternehmen und ihre Kombination in einem Best-of-breed-Ansatz. Diesen Schluss zumindest zogen Vertreter des BI-Spezialisten SAS Institute zum Auftakt der User-Conference in Lissabon. Best-of-Breed sei nicht mehr zeitgemäß, skandierte Mikael Hagstrom, Vice President Sales bei SAS Institute, vor rund 2000 Teilnehmern. Auf diesem Weg lasse sich keine performante und effiziente BI-Infrastruktur aufbauen, die aber immer mehr von Anwender gewünscht werde.

Laut Firmengründer Jim Goodnight hat SAS Institute in den letzten drei Monaten fast 500-BI-Server an den Kunden gebracht.
Laut Firmengründer Jim Goodnight hat SAS Institute in den letzten drei Monaten fast 500-BI-Server an den Kunden gebracht.

Wenig überraschend sieht SAS in seinem mittlerweile in der Suite "SAS 9.1.3" vereinten und modernisierten Portfolio an Entwicklungs-, Reporting-, Analyse- und Daten-Management-Produkten die Antwort. "Wir haben versucht, eine durchgängige Plattform für alle BI-Prozesse zu schaffen. Dies ist besser als viele Berater ins Haus zu holen", sagte SAS President Art Cook. Tatsächlich geben Analysten SAS seit Markteinführung der Version 9 gute Noten für seine Produkte, beispielsweise für seinen ETL-Server zur Datenextraktion, Transformation und Laden von Data Warehouses.

Seinen Anspruch, alles künftig aus einer Hand liefern zu können, unterstrich der Hersteller kürzlich mit der Vorstellung des "Enterprise BI Server". Dieser vereint laut SAS nicht nur als erstes Produkt auf dem Markt Funktionen für Reporting, Analyse und Online Analytical Processing (Olap) unter einem Dach, sondern soll auch erstmals den Weg in das Lowend des BI-Marktes eben, wo bisher Anbieter wie Business Objects oder Cognos den Ton angeben. Das Angebot soll zugleich Kunden bei der Stange halten, die benutzerfreundliche Tools für das Massenberichtswesen und Datenauswertung verlangen, dafür aber bisher auf Tools solcher Drittherstellern zurückgreifen. "Wir haben in den letzten drei Monaten fast 500 BI-Server bei Kunden installiert", sagte Firmengründer James Goodnight auf der Veranstaltung.

Die Konsolidierung von Analysewerkzeugen auf einer Plattform wird seit Jahren von BI-Herstellern propagiert. Als Beleg dafür, dass dies auch wirklich geschieht, hatte SAS Kunden geladen, die den Weg von Best-of-Breed zur umfassenden Infrastruktur für "Enterprise Intelligence" gehen. Allerdings beschränkten sich die Redner in ihren Vorträgen in erster Linie auf die technischen Vorzüge einer BI-Infrastruktur, machten aber keine Aussagen zur Wirtschaftlichkeit des Plattformansatzes. So berichtete Ron Guggenheimer, Senior Vice President bei Citi Cards, einem Unternehmensbereich der Citi Group, dass das Kreditkartengeschäft in Nordamerika zunehmend schwieriger werde, da der Markt gesättigt sei. Um dennoch die Konzernvorgaben einer Net-Profit-Rate von 15 Prozent zu schaffen, habe Citi Cards seine Datenbestände zunächst mit einem Best-of-Breed-Ansatz vereinen wollen, sich dann aber für SAS entschieden, weil der Hersteller die Anforderungen abdecken konnte.

Das Ergebnis ist ein zentrales Data Warehouse mit einheitlichen Metadaten und Zugriffsverwaltung, das bessere Kunden- und Marktanalysen ermöglichen soll und regulatorische Vorgaben einzuhalten hilft. Rund 50 Terabyte lagern derzeit im System. Bei einer Marktdurchdringung von 21 Prozent in Nordamerika und Informationen über rund drei Prozent aller dort getätigten Ausgaben sieht Guggenheim ein großes Potenzial für neue Geschäfte. Was für Auswertungen Citi Card vornehmen will und welchen Return on Investment das Unternehmen sich von der SAS-Lösung erwartet, wollte der Manager aus strategischen Gründen nicht verraten.

Ein anderes Beispiel gab Thiery Gravet, ICT-Manager beim Belgischen Gesundheitsministerium. Auch dort ging es darum, eine einheitliche Sicht auf die Daten zu gewinnen und mit den diversen Tools, Inkonsistenzen und Dubletten Schluss zu machen. Seine Abteilung muss zahlreiche Anforderungen abdecken: So verlangen Politiker verlässlichen Informationen zum Gesundheitswesen, ICT muss die Budgets für alle staatlichen Krankenhäuser berechnen, Informationen für Katastrophen und Notfälle parat haben sowie Analysen über mögliche Risiken im Gesundheitswesen vornehmen.

Um die Datenqualität zu steigern, ersetzte Gravets Team zunächst die selbstentwickelten Schnittstellen, über die bis dahin per File-Transfer die operativen Daten aus den Quellsystemen direkt an vorhandenen Analyseprodukte übertragen wurden. Letztere stammten unter anderem von SAS (Data Warehouse) und Business Obejcts. Stattdessen führt ICT Standard-Web-Interfaces zu den Datenquellen sowie eine Staging-Area auf der Basis von Oracle ein, um die Daten dort zunächst aufzubereiten. Anschließend werden die Daten zunächst über PL/SQL-Skripte, künftig aber über ETL-Prozesse in das SAS-Data-Warehouse überführt. Dieses dient im Ministerium künftig auch als Basis für spezifische Data Marts sowie für das Berichtswesen und Simulationen.

Für Gravet liegen die Vorteile des Ansatzes darin, dass operative und Data-Warehouse-Daten nun getrennt sind, ein kontrollierter ETL-Prozess existiert und sich die Infrastruktur für weitere Aufgaben nutzen lässt. Zudem wurden klare Zuständigkeiten für die Datenpflege geschaffen. Hierfür orientierte er sich an den von SAS gebotenen "Best Practices" für das Daten-Management und baute ein "BI Comptence Center" auf. Darin kümmert sich die IT um die Speicherung, Wartung und Integration der Daten. Die Fachbereiche sind hingegen in einem "Central Data Management" vertreten, wo sie die BI-Prozesse analysieren und Anforderungen für die IT definieren können. "SAS bietet uns die passende Plattform, aber vor allem half der Hersteller uns durch seine Best Practices". (as)