SAS Institute: 240 Mitarbeiter bangen um ihren Job

14.11.2006
Der Marktführer für Business-Intelligence-Software will Europa, den Mittleren Osten und Afrika (Emea) nicht von Deutschland aus steuern.

Ein Führungswechsel im Top-Management macht sich offenbar direkt bemerkbar: Art Cooke, President von SAS Institute, ist nach 26 Jahre Unternehmenszugehörigkeit in den Ruhestand gegangen. Zum Nachfolger wurde der bisherige Vice President Sales Emea, Mikael Hagström, benannt, der künftig den Titel Executive Vice President of Emea and Asia Pacific Operations führt. Seine erste Amtshandlung: Die in Heidelberg ansässige Emea-Organisation wird bis Anfang nächsten Jahres ins Hauptquartier nach Cary, North Carolina, verlegt. Diese Entscheidung könnte hierzulande rund 240 Stellen kosten - ein Novum in dem für seine geringe Mitarbeiterfluktuation bekannten Unternehmen. Von den Personalmaßnahmen nicht betroffen ist das ebenfalls in Heidelberg ansässige Deutschland-Geschäft von SAS.

"Die zahlreichen kleinen, lokalen Niederlassungen, die wir vor vielen Jahren gründeten, brauchten in den Anfangsjahren mehr Führung und damit eine Zentrale in unmittelbarer Nähe", erklärte Hagstörm in einer Pressemitteilung. Diese Phase sei nun vorbei. Man werde stattdessen den regionalen Niederlassungen mehr Kompetenzen geben. Dies schließt ein, dass künftig SAS Deutschland enger mit den Niederlassungen von SAS in Österreich und der Schweiz zusammenarbeiten wird.

Andererseits könne SAS seine globale Ausrichtung stärken, indem strategische Kernaufgaben und Branchenwissen für die Region Emea künftig von Cary aus entwickelt und weltweit einheitlich implementiert würden, so Hagström. Hierzu zählt offenbar auch die Betreuung der zunehmend international agierenden Kunden, die einen direkten Draht zum SAS-Management wünschen.

Gute Geschäfte

Der BI-Spezialist, der in den vergangenen Jahren stets gute Geschäfte vermelden konnte und als Marktführer nach Umsatz gilt, kündigte für die Betroffenen ein Job-Programm an, um "schnell eine neue Position innerhalb oder außerhalb des Unternehmens zu finden".

Laut Michael Baxter, zuständig für die SAS-Presseaktivitäten in der Emea-Region, hat das Unternehmen die Aufwertung der Regionen schon seit einiger Zeit "schleichend" vorangetrieben. Die operativen Kosten der Emea-Organisation hätten bei der Schließung keine Rolle gespielt. "Im Großraum Emea arbeiten 4000 der 10 000 SAS-Mitarbeiter, die 54 Prozent der Umsätze erzeugen". Alles sei auf Wachstum eingestellt: "Die Ländergesellschaften suchen Personal." Die betroffenen Mitarbeiter könnten sich in den lokalen Niederlassungen, den regionalen Zentren oder für das Global Team in Cary bewerben, sagte Baxter. Dabei hat es SAS offenbar eilig. Nach Angaben eines Insiders hatte das Unternehmen die Betroffenen am vergangenen Freitag zusammengerufen und aufgefordert, sich schnell Gedanken darüber zu machen, wie und ob sie eine Aufgabe für sich in der globalen SAS-Organisation sehen. "Jeder müsse selbst entscheiden, was er möchte. Keiner wird allein gelassen", sagte Baxter. (as)