SAPs BI-Strategie im Umbruch

27.10.2008
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Sascha Alexander ist seit vielen Jahren als Redakteur, Fachautor, Pressesprecher und Experte für Content-Strategien im Markt für Business Intelligence, Big Data und Advanced Analytics tätig. Stationen waren unter anderem das Marktforschungs- und Beratungshaus BARC, die "Computerwoche" sowie das von ihm gegründete Portal und Magazin für Finanzvorstände CFOWORLD. Seine Themenschwerpunkte sind: Business Intelligence, Data Warehousing, Datenmanagement, Big Data, Advanced Analytics und BI Organisation.
Kunden von Software für Business Intelligence erwartet viel Arbeit, signalisiert SAP-Vorstand John Schwarz.

CW: Vor einem Jahr gab SAP die Übernahme von Business Objects (BO) für 4,8 Milliarden Dollar bekannt. Mittlerweile existieren Roadmaps und die Organisationen sind weitgehend vereint. Wie empfinden Sie als früherer CEO von BO die Arbeit mit SAP?

Schwarz: Alles ändert sich: die Produkte, die Organisation, die Prozesse im Unternehmen. Dennoch versuchen wir die Marke, die Produktlinie, und den Vertrieb von BO so weit es geht zu erhalten.

CW: Haben Sie Personal abgebaut?

Schwarz: Wir sind mehr Mitarbeiter als vor der Übernahme, weil wir die Teams für Governance, Risc, Compliance (GRC) und Performance-Management von SAP übernommen haben. Aktuell sind es rund 7500 Mitarbeiter.

CW: Die letzte Jahresbilanz von BO als eigenständiges Unternehmen Ende 2007 wies ein kräftiges Plus bei Lizenzeinnahmen, Wartung und Services, aber auch einen Gewinneinbruch aus. Wie war in den letzten Quartalen die Entwicklung?

Schwarz: Die Entwicklung der Umsatzfelder hat sich nicht dramatisch verändert.

CW: Deutsche SAP-Anwender sind besorgt, dass die Produktentwicklung für BI künftig stärker aus den USA und von BO getrieben wird und sie damit an Einfluss verlieren.

Schwarz: Es gibt Prozesse, die lokale Kundenwünsche berücksichtigen. Ferner prüft regelmäßig das "Product Council" unter Leitung von Henning Kagermann, ob die Produktarchitekturen und -strategien im Konzern aufeinander abgestimmt sind.

CW: Dennoch scheinen künftig die Produkte von BO den Ton anzugeben.

Schwarz: Es ist offiziell beschlossen, die SAP-BI-Produkte auslaufen zu lassen. Das gilt insbesondere für die Bex-Clients der SAP, für die es aber noch acht Jahre Wartung gibt. Software von BO lässt sich besser nutzen und installieren, ist benutzerfreundlicher und günstiger als die SAP-Produkte.

CW: Im Mittelpunkt der Client-Strategie steht das "Pioneer"-Projekt?

Schwarz: Pioneer ist das neue Web-basierende Query-Interface, das SAP- und Nicht-SAP-Kunden zusammen mit BO nutzen können. Es soll in zwölf bis 18 Monaten auf den Markt kommen und wird zunächst als Alternative zu allen Bex-Clients vertrieben.

CW: Viele SAP-Kunden sind über die Erhöhung der Wartungsgebühren auf 22 Prozent der Lizenzkosten verärgert.

Schwarz: Dass ist keine Erhöhung, sondern ein neues Serviceangebot, mit dem Kunden viele zusätzliche Funktionen erhalten. Damit lässt sich die Arbeit erleichtern und Kosten bei der Wartung der SAP-Anwendungen sparen.

CW: Werden jetzt Neulizenzen teurer?

Schwarz: Nein.

CW: Wie entwickelt sich die gemeinsame Partnerorganisation für BI?

Schwarz: Die meisten SAP-Partner wurden mittlerweile auf die BO-Produkte geschult, BO-Partner sind hingegen noch nicht so weit, als dass sie das SAP-Portfolio beherrschen würden. Es ist auch gut möglich, dass viele von ihnen den Umstieg nicht schaffen.

CW: Welche Rolle spielt für das BI-Geschäft der Mittelstand?

Schwarz: Rund ein Drittel der Umsätze von BO kamen schon vor der Übernahme von dort. Das hat sich nicht geändert. Zudem war für die SAP-Software "BusinessByDesign" eine BI-Lösung geplant. Aufgrund der Produktentwicklung und ersten Tests haben wir dieses Vorhaben verschoben.

CW: Sehen Sie noch Lücken, die BO füllen möchte?

Schwarz: Ja, aber ich möchte derzeit nicht darüber sprechen. Das ganze Interview lesen Sie unter www.computerwoche.de/1876410