"Geordneter Ausstieg"

SAP will Russland-Geschäft vollständig beenden

20.04.2022
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Manfred Bremmer beschäftigt sich mit (fast) allem, was in die Bereiche Mobile Computing und Communications hineinfällt. Bevorzugt nimmt er dabei mobile Lösungen, Betriebssysteme, Apps und Endgeräte unter die Lupe und überprüft sie auf ihre Business-Tauglichkeit. Bremmer interessiert sich für Gadgets aller Art und testet diese auch.
Nach der Einstellung des Neukunden- und Cloud-Geschäfts im März kündigt SAP nun den vollständigen Rückzug aus Russland an. Einen genauen Zeitpunkt nannte der Softwarekonzern jedoch nicht.
Besser spät als nie: SAP fährt sein Russland-Geschäft komplett runter
Besser spät als nie: SAP fährt sein Russland-Geschäft komplett runter
Foto: SAP

Angesichts der zunehmenden Kritik an SAPs inkonsequenter Umsetzung seiner Sanktionen gegen Russland hat der Walldorfer Softwarekonzern nun weitere Maßnahmen angekündigt. So will das Unternehmen jetzt nach der Einstellung des Vertriebs und des Cloud-Geschäfts den kompletten Betrieb in Russland herunterfahren. Die Auswirkungen auf die dortigen rund 1000 Mitarbeiter wolle man "auf verantwortungsvolle Weise handhaben", so SAP.

Kein genauer Zeitplan möglich

Derzeit prüfe man derzeit verschiedene Optionen, wie SAP den bisher nicht von den Sanktionen betroffenen Support und die Wartung seiner On-Premises-Produkte in Russland einstellen kann, erklärt das Unternehmen. "Das Hauptaugenmerk liegt dabei darauf, dass wir unseren rechtlichen Verpflichtungen gegenüber nicht-sanktionierten Kunden in jedem Fall weiter nachkommen", schreibt SAP. Gleichzeitig wies der Softwareriese jedoch darauf hin, dass bestehende On-Premises-Kunden in Russland ihre Produkte unabhängig von der Entscheidung der SAP weiter nutzen könnten.

Auch bei den Cloud-Diensten weitet SAP nun seine Sanktionen gegen russische Firmen aus. Der Softwareriese hatte einen Monat nach Beginn des Angriffskriegs gegen die Ukraine angekündigt, den Cloud-Betrieb in Russland einzustellen - Berichten zufolge jedoch Kunden in Russland angeboten, ihre Cloud-Daten außer Landes zu schaffen, bevor die Data Center dort abgeschaltet werden.

"Sanktionen ausnahmslos umgesetzt"

In seinem aktuellen Schreiben rechtfertigt sich SAP nun erneut für dieses Vorgehen. Die Begründung: Die Daten in den Rechenzentren gehören nicht dem Konzern, sondern den Kunden. Im Rahmen der Einstellung des Cloud-Betriebs habe man daher nicht-sanktionierte Unternehmen in Russland vor die Wahl gestellt, ihre Daten löschen zu lassen, in Eigenregie zu übernehmen oder in ein Rechenzentrum außerhalb Russlands zu überführen.

Gleichzeitig kündigte der Softwarekonzern an, Verträge mit russischen Firmen, die sich für die Migration ins Ausland entschieden haben, nach Ablauf der aktuellen Abonnementlaufzeit nicht zu verlängern.

Weitere Unterstützung der Ukraine

Bis die Sanktionen Wirkung zeigen, will SAP die Hilfe für Menschen in der Ukraine weiter ausbauen. So habe man mittlerweile 3,7 Millionen Euro zur Unterstützung von Flüchtlingen in der Region gespendet und unterstütze unter anderem eine Nichtregierungsorganisation mit kostenlosen SAP-Ariba-Lösungen, um zügig medizinische Güter beschaffen zu können.