SAP-Vorstand Heinrich: RFID setzt sich schnell durch

10.03.2006
Der Walldorfer Softwarekonzern SAP hat keinen Zweifel daran, dass sich RFID (Radio Frequency Information) in der Logistik und im Einzelhandel durchsetzen wird.

"Wenn es darum geht, den Transport von Paletten durch einen Chip über die Lieferkette hinweg zu verfolgen, wird schon in fünf Jahren ein Großteil des Geschäfts mit Hilfe von RFID abgewickelt", sagte SAP-Vorstand Claus Heinrich am Freitag auf der Computermesse CeBIT der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. Das Unternehmen experimentiere seit Mitte der neunziger Jahre mit der als Nachfolger des Strichcode gehandelten Technologie. Seit vier-fünf Jahren biete SAP auch entsprechende Lösungen an.

Die meisten Prozesse in der Unternehmenssoftware mySAP ERP seien schon RFID-tauglich. "Wir haben eine Infrastruktur gebildet, bei der RFID-Lesegeräte genauso behandelt werden wie andere mobile Eingabegeräte." Allerdings brauchten Kunden in der Regel eine Komplettlösung. "Wir liefern eigentlich Geschäftsmodelle für RFID."

"Viele Dinge reisen einmal um die ganze Welt, bevor sie beim Endverbraucher ankommen", sagte Heinrich. "Wenn wir Standards bekommen wie in der Computertechnologie, wo jeder Computer eine eindeutige Adresse im weltweiten Datennetz hat, können wir mit Hilfe von RFID auch eindeutige Transaktionen durchführen. Rein konzeptionell ist es schon soweit."

Mit EPC Global gebe es bereits einen weltweiten Standard. Probleme bereiteten noch die erforderlichen Richtlinien für Bandbreite und Sendefrequenzen. "Es wäre schon ein Problem, wenn man in China die Frequenz nutzen würde, auf der bei uns der Südwestfunk sendet." Zudem seien die Chips noch immer anfällig, etwa wenn sie mit Wasser in Berührung kommen.

"Strichcode ist für mich RFID für Anfänger", sagte Heinrich. Wie bei RFID habe der weltgrößte Einzelhändler Wal-Mart auch bei der Einführung des Strichcode eine führende Rolle gespielt. "Viele Produkte kosten weniger als einen Euro. Da muss man sich wirklich fragen, ob die Chips überall mit drauf sein sollen oder nur auf die Palette." Interessant sei die Auszeichnung jeder einzelnen Einheit bei Medikamenten. Dadurch lasse sich etwa zurückverfolgen, aus welcher Charge eine Packung kommt, oder ob es sich um ein Originalmedikament oder eine Fälschung handelt. Denkbar wäre auch, Herkunftsort und Legedatum von Eiern mit Hilfe von RFID-Chips auszuzeichnen.

Ein Beispiel für den erfolgreichen Einsatz von RFID sei der Fahrradhersteller Pacific Cycle. "Der gleiche Chip, der in China am Rahmen angebracht und zur Fertigungssteuerung benutzt wird, kann später dem Besitzer bei Diebstahl als eindeutiger Eigentumsbeweis dienen", sagte Heinrich. "RFID bringt großen Nutzwert in den Bereichen Sicherheit und Komfort. Stellen Sie sich nur einmal eine Waschmaschine mit RFID-Reader vor. Wenn die Kleidungsstücke mit Tags ausgezeichnet sind, wählt sie automatisch das richtige Programm." (dpa/tc)