Software as a Service

SAP verkalkuliert sich mit Business ByDesign

06.05.2008
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.

SAP will nicht an der Software sparen

Allerdings werde nicht an der Software gespart, widerspricht Klaey allen Spekulationen, SAP vernachlässige die Entwicklung von Business ByDesign. Die Einsparungen resultierten daraus, dass die On-Demand-Lösung vorerst nur in den sechs Märkten China, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Indien und USA an den Start gehen soll. In diesen Ländern seien die meisten bisherigen Kunden ansässig und böten sich die größten Marktchancen. Außerdem reduzierten sich dadurch die Markteintrittskosten, rechnet Klaey vor. Erst 2009 sollen weitere Länder dazukommen.

Rüdiger Spies, Independent Vice President Enterprise Applications von IDC: "SAP kann es sich nicht leisten, mit einem unreifen Produkt in den Massenmarkt zu gehen."
Rüdiger Spies, Independent Vice President Enterprise Applications von IDC: "SAP kann es sich nicht leisten, mit einem unreifen Produkt in den Massenmarkt zu gehen."

Trotz der offenkundigen Schwierigkeiten mit Business ByDesign hat SAP bei den Analysten noch Kredit. Zwar seien die Korrekturen ein Eingeständnis, sich verkalkuliert und etwas zu aggressiv agiert zu haben, meint Rüdiger Spies, Independent Vice President Enterprise Applications von IDC. Andererseits handle es sich bei Business ByDesign um keine herkömmliche Entwicklung, sondern um Neuland für SAP. Die Anpassungen seien daher nachvollziehbar, auch wenn sich das Projekt bereits in der Vergangenheit verzögert hatte. Außerdem könne es sich SAP nicht leisten, mit einem unreifen Produkt in den Massenmarkt zu gehen. Neben zusätzlichen Funktionen für vertikale Märkte müsse der Softwarekonzern in erster Linie an der Performance von Business ByDesign feilen, fordert der IDC-Analyst. Die Nutzer würden lange Wartezeiten nur schwer verzeihen. "Gerade im Online-Umfeld zählt vor allem die Schnelligkeit. Google hat hier den Maßstab gesetzt."

"Die ersten Resultate von Business ByDesign sind enttäuschend, aber nicht überraschend", meint Warren Wilson, Research Director von Ovum, "gerade auch wegen der technischen Herausforderungen und des komplett neuen Geschäftsmodells." Die neue SAP-Strategie sei langfristig ausgelegt, und der Konzern sollte sich dafür auch die notwendige Zeit nehmen. Da der On-Demand-Markt derzeit noch in der Entwicklung steckt, ein Wettbewerber mit einem ähnlichen Angebot nicht in Sicht ist und SAPs Kerngeschäft nach wie vor gut funktioniert, sieht Wilson darin auch kein Problem. "Der langsame Launch ist keine gute Nachricht, aber es ist zu früh, um sich deswegen Sorgen zu machen."