Verschiedene Dienste und Produkte sollen unter einem Dach zusammengeführt werden

SAP und Yahoo bauen gemeinsam an Portalen

13.04.2001
MÜNCHEN (CW) - Die SAP AG forciert ihr Portalgeschäft durch eine Kooperation mit Yahoo und die Gründung einer eigenen Tochter. Die mächtige Allianz dürfte beiden Unternehmen nützen, wirft aber Fragen für andere Partner auf.

Es ist eine Elefantenhochzeit, die SAP und Yahoo vollziehen. "Unsere Software nutzen zehn Millionen Anwender in Unternehmen, Yahoo hat viele hundert Millionen User - und davon greifen 70 Prozent auf das Yahoo-Portal vom Arbeitsplatz aus zu", argumentiert Hasso Plattner, Vorstandssprecher der SAP AG, - schon daher sei die Kooperation sinnvoll.

Die eigens gegründete Tochter SAP Portals wird Unternehmensportale entwickeln und vermarkten. In ihr werden verschiedene Aktivitäten vereint: die bereits auf E-Business-Projekte konzentrierte Tochter E-SAP, die Geschäftsbereiche für das Frontend-System "Mysap Workplace" und die Analyseanwendungen "Mysap Business Intelligence" sowie das zugekaufte Toptier. Chef der neuen Tochter soll Shai Agassi, bisheriger CEO bei Toptier, werden. "Wir erhalten von Yahoo die Inhalte, die es aus aller Welt zusammengetragen hat, und von Toptier die Integration nicht nur in unsere eigene Software, sondern in alle Software der Welt", erklärt Plattner das Zusammenspiel der einzelnen Elemente. Rund 700 Mitarbeiter werden in dem neuen Unternehmen beschäftigt sein. Die meisten kommen von SAP.

Bereits im zweiten Quartal soll eine erste Version des Unternehmensportals zur Verfügung stehen. Die Umsätze, die damit erzielt werden, wollen sich Yahoo und SAP teilen.

Dabei soll es zwei Versionen geben: Basic und Professional. Yahoo wird nur die Basic-Version vertreiben, die auf einer an Firmeninteressen angepassten Version des Yahoo-Portals basieren soll, das um einen Zugriff auf SAP-Services und -Komponenten ergänzt wird. Die Professional-Version wird auch Zugriff auf andere Quellen wie Online-Marktplätze ermöglichen.

Die Kooperation ist eine klassische Win-Win-Situation für alle Beteiligten. Yahoo erhält Zugang zu den rund 1000 Unternehmen, die Kunden von SAP sind, und kann damit seine Unternehmensportalstrategie abstützen. Der Web-Dienstleister finanziert sich bislang fast ausschließlich aus Werbeeinnahmen und arbeitet daher seit rund einem Jahr daran, großen Unternehmen Portale zu verkaufen. Bei Toptier ist deren Zukunft und damit der Fortbestand der Technologie durch die SAP-Übernahme gesichert. Und nicht zuletzt entledigt sich SAP seines verstaubten Images und profiliert sich als E-Business-Anbieter.

Vor allem die 2000 Inhaltsanbieter, die Yahoo mit seinem Portal in die Kooperation einbringt, bewertet das Beratungsunternehmen Gartner Group sehr positiv. Diese extern zusammengeführten Informationen seien die Art von Inhalt, die Benutzer auf ihren Desktops neben den Unternehmensinformationen erwarten. Allerdings sei die Unabhängigkeit der Tochter SAP Portals der Schlüssel für die erfolgreiche Umsetzung der neuen Strategie.

Problematischer sieht es den Analysten zufolge dagegen für Nicht-SAP-Kunden aus, die die Toptier-Technologie nutzen. Sie müssen abwarten, ob SAP die neu erworbene Technologie nicht als Brückenkopf für die eigenen Anwendungen verwendet.

Das sehen die Analysten des Beratungsunternehmens Forrester weniger skeptisch. Die Toptier-Kunden stellen sich nach deren Ansicht eher besser, da sie sich keine Sorgen mehr um die Zukunft des Anbieters machen müssten. Darüber hinaus erwartet Forrester eine Konzentration auf Kooperationen mit Anbietern komplementärer Lösungen.