Software für die Versicherungswirtschaft

SAP und KPMG entwickeln Branchen-SW auf R/3-Basis

07.02.1992

FRANKFURT/WALLDORF (hv) - Das Geschäft mit der Branchensoftware war bisher nicht unbedingt Sache der SAP AG. Diesen Zustand wollen die Walldorfer jetzt ändern. Erstmals entwickelt das Unternehmen gemeinsam mit der Frankfurter KPMG Deutsche Treuhand Unternehmensberatung (DTU) GmbH und zwei weiteren Partnern Software für Unternehmen aus der Versicherungsbranche.

"Darwin" heißt das Projekt, in dessen Rahmen bis Mitte 1993 Module für Immobilienverwaltung, Aktien sind Wertpapiere, Fest- und Termingelder sowie Hypotheken sind Schuldschein-Darlehen fertiggestellt werden sollen. Beteiligt sind neben den beiden Großkonzernen die Hamburger Has Programmservice GmbH und die SWT GmbH, eine Tochtergesellschaft der Versicherungsgruppe Aachener und Münchener, die zu den insgesamt drei Pilotanwendern zählt.

Die nötige Branchenerfahrung bringt vor allem die KPMG-Unternehmensberatung mit: Der Consultant hatte sich vor etwa zwei Jahren mit der Treuverkehr ein Unternehmen einverleibt, das Anfang der 80er Jahre gemeinsam mit der Paderborner Nixdorf AG schon einmal ein Softwarepaket für Versicherungen entwickelt hatte allerdings damals auf 8870-Rechnern und nicht wie heute auf Unix-Systemen.

"Bei der Software für die Vermögensverwaltung Handelt es sich um eine Entwicklung auf R/3-Basis", erläutert KPMG-Bereichsleiter Wolfgang Stein. Von der konzeptionellen Seite her bringe sein Unternehmen das notwendige Know-how ein, von der betriebswirtschaftlichen und der technischen Seite her sei SAP stark involviert. Entsprechend stand das Feinkonzept für die Software-Entwicklung bereits, bevor SAP für Realisierungsaufgaben und die Einbindung in die zu schaffende R/3-Welt eingespannt wurde.

Die Herstellung eines neigen Moduls auf Basis der bis heute angekündigten aber nicht verfügbaren SAP-Software ist möglich, weil Kernbestandteile von R/3 bereits weitgehend fertiggestellt sind. SAP selbst entwickelt auf dieser Basis gegenwärtig die angekündigten Standardmodule.

Die mit den Partnern gemeinschaftlich entwickelten Produkte für Versicherungen und Großanleger lassen sich als branchenspezifische Ergänzung der SAP-Module verstehen: Die Software für Vermögensverwaltung existiert neben anderen R/3-Modulen und kann bei Bedarf mit der SAP-Finanzsoftware verbunden werden.

Das Softwarehaus läßt sich das Tete-a-tete mit der finanzkräftigen Versicherugsbranche einiges kosten. Ein Entwicklungsaufwand von insgesamt über 50 Mannjahren soll in die Software fließen, ehe das Produkt auf den Markt kommt. Dabei wollen die Walldorfer nicht zuletzt ihre Chance nutzen, endlich den Ruf loszuwerden, das Dienstleistungsgewerbe zugunsten Potenter Großkunden aus dem industriellen Umfeld zu vernachlässigen.

Vorstandsmitglied Henning Kagermann schließt ein weiteres Engagement für branchenspezifische Produkte im Dienstleistungsbereich nicht aus: "Wenn sich Projekte dieser Art gut bewähren, wird es mehrere davon geben."

SAP verfolge gegenwärtig bereits ähnliche Ziele mit der Entwicklung eines Krankenhaus-Pakets sowie mit Software für die Jahresverbrauchs-Abrechnung von Energieversorgern. Dennoch schränkt der Unternehmenssprecher ein: "Wenn wir so etwas für jede Branche tun würden, liefen wir Gefahr, uns zu

verzetteln."