Die Möglichkeiten im B-to-C-Geschäft überschätzt

SAP und Intel machen Pandesic dicht

04.08.2000
MÜNCHEN (CW) - Pandesic Llc., das Joint Venture von SAP und Intel, schließt seine Pforten. Man sehe "auf Grund unerwartet geringer Nachfrage nach Business-to-Consumer-Lösungen für den elektronischen Handel" mittelfristig keine Möglichkeit, Geld zu verdienen, erklärte Unternehmenssprecherin Paula Stout.

Pandesic wird ab sofort keine neuen Abschlüsse mehr tätigen, lautet die Nachricht des Joint Ventures, das 1997 unter großem Rummel aus der Taufe gehoben wurde. Damals gehörte das Unternehmen mit dem Konzept, Business-to-Consumer-Anwendungen als Dienstleistungen über das Netz anzubieten, zu den Trendsettern. Das Unternehmen offerierte eine Kombination aus SAP-Software, Intel-Servern und Website-Management, um Kunden einen schnellen Einstieg in den elektronischen Handel zu ermöglichen.

Das Consumer-Geschäft entwickelte sich jedoch nicht so stürmisch wie erwartet und verlagerte sich stattdessen zunehmend in Richtung Business-to-Business. Pandesic reagierte und integrierte B-to-B-Lösungen für Transaktionen mit Zulieferern und Partnern ins Portfolio. Noch im vergangenen Monat hatte das Unternehmen eine strategische Partnerschaft mit den Beratern von Pricewaterhouse-Coopers angekündigt, die in den kommenden drei Jahren Umsätze von einer Milliarde Dollar hätte generieren sollen.

Insgesamt gelang es dem Application-Service-Provider (ASP) bis dato, rund 100 Kunden zu gewinnen, darunter den US-Ableger von Adidas-Salomon, Fila, sowie die Handelskette Children''s Place. Doch das reichte nicht, um aus den roten Zahlen zu kommen.

Im vergangenen Jahr erwirtschaftete Pandesic 44 Millionen Euro Verlust bei einem Umsatz von nur sieben Millionen Euro.

Den bisherigen Anwendern möchte man beim Umstieg auf alternative Lösungen behilflich sein. Gemeinsam mit der SAP prüft Pandesic beispielsweise, ob ein Umstieg auf deren Internet-Software "Mysap.com" in Frage kommt. Allerdings sah sich auch SAP gerade erst gezwungen, die Technik von Commerce One an Bord zu holen, um das schleppende Geschäft mit Mysap.com wieder in Gang zu bringen (siehe CW 25/00, Seite 1).

Dave Boulanger, Analyst von AMR Research, Boston, zeigte sich wenig überrascht von Pandesics Ende. Auch wenn der Service der Company gut war und immer noch sei, habe das Unternehmen doch einen entscheidenden Fehler gemacht, nämlich keine stärker spezialisierten vertikalen Lösungen für interessante Zielmärkte wie Telekommunikation oder Handel anzubieten.

Der von SAP und Intel beschickte Vorstand hatte nach Aussagen eines Sprechers der Walldorfer Softwareschmiede in den vergangenen Monaten Pandesics Entwicklungsmöglichkeiten evaluiert und war dabei zu dem Schluss gekommen, "dass der Weg zur Profitabilität weit länger ist als vertretbar". Wann ursprünglich der Breakeven geplant war, ist nicht bekannt. Ferner waren laut "Wall Street Journal" weder SAP noch Intel bereit, ihre bisherigen Investitionen in Pandesic offen zu legen. Beiden Unternehmen erwarten keine negativen Einflüsse auf ihre eigenen Bilanzen.

Pandesic beschäftigt nach eigenen Angaben gegenwärtig rund 400 Mitarbeiter in den USA, Großbritannien und Japan. Diese sollen eine Abfindung und Hilfe bei der Suche nach einem Job erhalten. Einige strategisch wichtige Angestellte sollen über ein spezielles Angebot zumindest so lange im Unternehmen gehalten werden, bis für die bisherigen Kunden woanders neue Lösungen gefunden wurden.