SAP und IBM Lotus starten mit Alloy

25.02.2009
Von Bernd Preuschoff
Das gemeinsam entwickelte Produkt zur Integration von SAP-Prozessen in Lotus Notes soll Tausende Kunden ansprechen. Doch noch bleiben Fragen.

Alloy soll im März auf den Markt kommen und richtet sich an Unternehmen, die Lotus Notes und ihr SAP-System einfacher integrieren wollen. Das erste Release von Alloy setzt Lotus Notes 8.0.2 sowie SAP ERP 6.0 voraus. Es enthält unter anderem Workflows für Urlaubs- und Abwesenheitsanträge, die nach der Installation als grafische Symbole in der neuen Sidebar von Lotus 8.x auftauchen. Technisch wurden hierfür "SAP-Business-Objekte" in Notes-Objekte integriert, die in sich die benötigte Logik des jeweiligen Workflows zwischen Collaboration-Software und ERP-System kapseln. Diese "Isolation" von SAP-Code zu erzielen und ihn in Notes einzubringen war eine der wesentlichen Herausforderungen bei der Alloy-Entwicklung, die IBM und SAP in den letzten zwei Jahren zunächst unter dem Codenamen "Atlantic" betrieben hatten.

Eine weitere Besonderheit von Alloy ist die Kommunikation mit der ERP-Umgebung über XML-Aufrufe statt per Remote Procedure Calls (RPCs) wie in SAP-Anwendungen. Diese Lösung und die Kapselung als Web-Service bringen Kunden den Vorteil, dass sie künftig auf beiden Systemen Änderungen und Updates vornehmen können, ohne dass sie sich grundsätzlich auf die Schnittstellen von Alloy auswirken, erläutert Christian Holsing, Product Manager Alloy bei IBM Deutschland. Zudem folgt Alloy weitgehend dem Rollenkonzept und der Benutzerverwaltung der ERP-Umgebung und gestattet dadurch Nutzern ein Single-Sign-on an beiden Systemen. Unklar ist indes, wie groß der Anpassungsaufwand wird, wenn Kunden und Partner erhebliche Modifikationen vornehmen, die über einen von den Herstellern definierten "User Exit" hinausgehen.

Die beiden Hersteller unterhalten seit 35 Jahren Partnerschaften und verbinden große kommerzielle Hoffnungen mit Alloy. Viele der über 30 000 gemeinsamen Notes-SAP-Kunden hätten in der Vergangenheit eine bessere Integration zwischen den Systemen gefordert und seien nun potenzielle Käufer des Plug-ins, sagte Michael Reh, Senior Vice President und General Manager PTU Information Worker bei SAP. Die neue Software sei daher auch bei Kunden in Form von Proof of Concepts evaluiert worden. Tester waren Coca-Cola, Colgate Palmolive und Arla Foods.

Lizenzmodell noch offen

Offen ist derzeit noch die genaue Lizenzierung von Alloy. Laut SAP-Manager Reh ist eine Berechnung nach "Named Usern" und Benutzerprofilen geplant, die das Vorhandensein von Notes- und SAP-Lizenzen voraussetzt. Zudem müssten Kunden einen zusätzlichen Windows-basierenden Server einrichten. Auf Fragen, welche Client-Strategie SAP angesichts der durch Alloy weiter wachsenden Vielfalt favorisiere, hielt sich Reh bedeckt: "SAP will nicht nur eine Benutzeroberfläche bieten, sondern Kunden die freie Wahl lassen."

Dies betonte auch Maja Kumme, Director Lotus Software bei IBM Deutschland: "Es wird nie nur eine Oberfläche in Unternehmen geben, weil die Wünsche und Anforderungen einfach zu verschieden sind." Alloy habe aber beispielsweise den Vorteil, dass Notes-SAP-Anwender künftig ihre Reiseanträge in etwa der Hälfte der Zeit erledigen könnten.

Laut IBM-Produkt-Manager Holsing ist das Einsatzgebiet von Alloy theoretisch kaum begrenzt: "Die Vision geht sehr weit." So gebe es derzeit Überlegungen, Workflows für die Projektplanung oder zur Integration von Berichten aus der Business-Intelligence-Software "SAP Business Objects" zu entwickeln. Holsing betont zugleich, dass die Integration nicht auf SAP und Notes beschränkt sein soll. Vielmehr sei weiterhin die Einbindung anderer Datenquellen über Notes genauso möglich wie die Anpassung der Masken oder der Abap-Geschäftslogik der Workflow-Objekte.