Ausbau des Analytics-Portfolios

SAP übernimmt Mobile-BI-Spezialisten Roambi

18.02.2016
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Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
SAP kauft mit der Übernahme von Roambi ein Visualisierungs-Tool für die Aufarbeitung und Darstellung von Daten auf mobilen Endgeräten. Der Deal ist ein weiteres Zeichen dafür, dass der Softwarekonzern derzeit kräftig an einem neuen Analytics-Portfolio schraubt.

Mit der Übernahme von Roambi erweitert SAP sein Analytics-Portfolio um zusätzliche mobile Features. Die Macher von Roambi - hervorgegangen aus dem 2008 gegründeten und in San Diego beheimateten Unternehmen MeLLmo Inc. - haben sich auf Lösungen spezialisiert, mit deren Hilfe Unternehmen ihren Mitarbeitern den Zugang zu Daten, Analysen und der Visualisierung von Ergebnissen erleichtern können. Kernprodukt ist "Roambi Analytics", ein Visualiserungs-Tool für Apple-Geräte wie iPhone und iPad, das Analyseergebnisse von Business-Daten mobil-gerecht aufbereitet und visualisiert. Ergänzend dazu gibt es "Roambi Flow". Das Werkzeug erlaubt es, Analysen mit zusätzlichen Daten wie beispielsweise Text oder Multimediainhalten anzureichern und in einem Magazin-artigen Stil auf Mobilgeräten zu präsentieren.

Was genau SAP mit Roambi vor hat, ist noch nicht klar ersichtlich. In einer offiziellen Mitteilung zur Übernahme beziehen sich die Softwerker aus dem Badischen in erster Linie auf die mobile Visualisierung von Analysedaten. Anwender sollen mit einfach zu nutzenden Analytics-Lösungen in die Lage versetzt werden, jederzeit und an jedem Ort auf für sie und ihre Arbeit relevante Daten zugreifen zu können. Inwieweit Roambi auch in Zukunft noch als unabhängige Lösung angeboten wird, die auf verschiedene Datenquellen - auch außerhalb des SAP-Kosmos - zugreifen kann, ist offen. Mit der Übernahme von Roambi dürfte sich zudem die Frage stellen, ob SAP seine "BusinessObjects Mobile App", über die Anwender bis dato Analysen aus SAP-Systemen auf ihre mobilen Endgeräte bringen konnten, weiter gepflegt und entwickelt wird. Weitere Einzelheiten zum Deal wie auch der Kaufpreis wurden nicht bekannt gegeben.

SAP überarbeitet sein Analytics-Portfolio

Die Übernahme von Roambi und die zahlreichen Fragen, die sich daraus ergeben sind auch ein Beleg dafür, dass SAP derzeit sein gesamtes Analytics-Portfolio überarbeitet und neu justiert. Die alte Analytics-Welt sei nicht real-time und agil genug für die Anforderungen der kommenden Digitalisierung, sagte Steve Lucas, President für die Digital Enterprise Platform von SAP, auf einer SAP-Veranstaltung in den USA. SAPs Ziel sei es, eine umfassende, integrierte Analytics-Lösung anzubieten, die Anwender on-premise wie auch in der Cloud nutzen könnten, und die so aufgebaut sein soll, dass die Werkzeuge jederzeit und von jedem Ort aus bedient werden können.

Die klassischen Analytics-Werkzeuge reichen nicht aus, um die mit der Digitalisierung neu hinzugekommenen Anforderungen zu bewältigen, sagt Steve Lucas, President für die Digital Enterprise Platform von SAP.
Die klassischen Analytics-Werkzeuge reichen nicht aus, um die mit der Digitalisierung neu hinzugekommenen Anforderungen zu bewältigen, sagt Steve Lucas, President für die Digital Enterprise Platform von SAP.
Foto: SAP

Neben der Übernahme von Roambi hat SAP die neue Version 2.5 von "SAP Predictive Analytics" angekündigt. Anwender sollen damit die Möglichkeit bekommen, direkt aus ihrer SAP-Umgebung heraus, mit Hilfe von "Spark" Daten in Hadoop analysieren zu können. Mit Hilfe von Spark könnten Analyseprozesse zunehmend automatisiert und vor allem beschleunigt werden, versprechen die SAP-Verantwortlichen. Mit der direkten Integration entfielen künftig aufwendige Transfers, um Daten aus Hadoop zu exportieren. Darüber hinaus hat der deutsche Softwarehersteller "SAP HANA Cloud predictive services 1.0" vorgestellt. Mit dem Cloud-Angebot könnten Entwickler und Partner SAPs Predictive-Analytics-Funktionen in ihre Cloud-Anwendungen integrieren, hieß es.

Die jetzt vorgestellten Produkte sind weitere Puzzleteile im großen neuen Analytics-Portfolio, an dem SAP derzeit baut. Ende vergangenen Jahres hat der Softwarekonzern mit Cloud for Analytics (C4A) ein inte­griertes Analyse-Toolset aus der Cloud angekündigt, das verschiedene Funktionen für Planung, Business Intelligence (BI) und Predictive Analytics in einem Paket vereinen soll. SAP-Angaben zufolge handelt es sich dabei um das erste und bis dato einzige Analytics-Paket am Markt, das Anwendern Funktionen für alle drei Bereiche biete. In den Portfolios der Wettbewerber müssten sich die Kunden die entsprechenden Tools selbst zusammensuchen und integrieren.