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SAP-Tochter Tomorrow Now expandiert in Europa

28.04.2005

KOPENHAGEN (COMPUTERWOCHE) - Die Tochter des Softwarekonzerns SAP, Tomorrow Now, wird im Mai zwei europäische Niederlassungen gründen und bis Ende des Jahres weitere 100 Mitarbeiter einstellen. Büros wird es in Amsterdam und in Reading bei London geben.

Tomorrow Now bietet Anwendern der Softwarelösungen von Peoplesoft und J.D. Edwards, die mittlerweile beide zu Oracle gehören, alternative Wartungsverträge für ihre ERP-Software an. Nach Firmenangaben liegen die Kosten dafür weit unter denen von Oracle. Der Datenbankhersteller hatte Peoplesoft Ende vergangenen Jahres geschluckt. Zuvor hatte Peoplesoft JDE übernommen.

SAP will mit der Hilfe von Tomorrow Now Peoplesoft- und JDE-Kunden zur Migration auf mySAP ermuntern. Die Offerte gilt dabei nicht nur für Firmen, die Peoplesoft- und SAP-Produkte einsetzen, sondern auch für Anwender, die keine Produkte der Walldorfer einsetzen. Sollten sich tatsächlich viele Kunden sich zu diesem Schritt entschließen, würden Oracle Wartungseinnahmen wegbrechen. Mittlerweile übersteigen bei einigen Herstellern die Umsätze aus der Softwarepflege die durch den Verkauf neuer Softwarelizenzen.

Laut Lon Fiala, Marketing-Chef von Tomorrow Now, umfasst das SAP-Angebot "Safe Passage" einen Lizenzvertrag für mySAP sowie einen Wartungsvertrag seines Unternehmens. Dabei würden die Wartungsgebühren für die Kunden um die Hälfte gegenüber der jetzigen Höhe reduziert. Dies sei für Peoplesoft-Kunden attraktiv, da deren Verträge eine kontinuierliche Erhöhung der Wartungskosten vorsähen. Das Unternehmen hatte schon vor der SAP-Übernahme um diese Klientel gebuhlt und mittlerweile 100 Kunden gewonnen. Safe-Passage-Anwender werden dabei behandelt wie R/3-Anwender: Sie können ihre Produkte noch für einen bestimmten Zeitraum weiternutzen, sollen nach dem Willen der Walldorfer dann aber auf mySAP umsteigen.

Ob sein Unternehmen künftig auch Wartung für die Oracle-Software "E-Business Suite" anbieten wird, steht noch nicht fest. "Das wäre der nächste logische Schritt", so Fiala im Gespräch mit der CW. Innerhalb der nächsten zwei bis drei Jahre wäre ein solches Angebot jedoch kaum denkbar.

Nigel Montgomery, European Research Director von AMR Research, rechnet damit, dass es für Tomorrow Now anders als in den USA weit schwieiger sein wird, in Europa Kunden zu gewinnen. "Im Gegensatz zu den Amerikanern sind europäische ERP-Anwender pragmatischer in ihren Entscheidungen. Sie überlegen sich, ob Oracle nicht die gleichen Leistungen bieten kann." Zudem fragt sich der Analyst, was Tomorrow Now unternimmt, wenn die Peoplesoft- und J.D.-Edwards-Kunden auf SAP-Produkte migriert haben, da sie dann ja keine Wartungsgebühren mehr für die Drittsysteme entrichten müssten. In den USA sind die ERP-Lösungen von Oracle, Peoplesoft und JDE viel weiter verbreitet als in Deutschland.

Oracle plant, die Produktlinien von Peoplesoft, J.D. Edwards und der zuletzt gekauften Firma Retek im Rahmen des Entwicklungsprojekts "Fusion" zusammenführen. Auf diese Lösung sollen die Kunden migrieren können, ohne dass dabei ein höherer Aufwand als für einen normalen Release-Wechsel zu leisten wäre, verspricht der Datenbankspezialist. Unabhängig davon hat sich Oracle auch verpflichtet, die bestehenden Peoplesoft- und JDE-Applikationen bis 2013 weiterzuentwickeln und zu gepflegen. Vor SAPs Safe Passage ist Oracle nicht bange. Die Firma sei viel zu klein, um den Anwendern wirklich zur Seite stehen zu können. (fn)