Enterprise Application Integration/Intelligentes Mapping und Datenkonvertierung

SAP-Standardsoftware sucht den Anschluss

07.09.2001
SAP-Unternehmenssoftware nimmt innerhalb der IT-Strategie von Unternehmen eine bedeutende Rolle ein. Im Zeitalter von übergreifenden Geschäftsprozessen geht es nun darum, sie mittels geeigneter Integrations-Tools mit anderen Unternehmensapplikationen zu einer homogenen IT-Landschaft zu integrieren. Von Clemens Krüger*

Mit seinen umfangreichen Funktionalitäten deckt die Standardsoftware von SAP (R/2, R/3, Mysap) weite betriebswirtschaftliche Funktionen in Unternehmen ab. Standen diese bisher im Mittelpunkt des Interesses, verläuft der Trend inzwischen hin zu einer prozessorientierten Betrachtung. Entscheidend sind nun durchgängige Geschäftsprozesse, die unabhängig von der Art und Anzahl der dahinter liegenden IT-Systemen unterstützt werden müssen.

Hierbei stoßen traditionelle ERP-Systeme wie sie SAP anbietet an ihre Grenzen. Außerhalb der betriebswirtschaftlichen Anforderungen bieten sie in vielen anderen Bereichen nicht die notwendige Funktionalität, Performance und Flexibilität. Damit treten neben der SAP-Software weitere Systeme etwa für das Customer-Relationship-Management oder für die Produktion in den Vordergrund, die eine ebenso wichtige Rolle bei übergreifenden Geschäftsprozessen spielen und die es zu integrieren gilt.

Große IntegrationsaufgabenSo stehen beispielsweise produzierende Unternehmen vor gewaltigen Herausforderungen, wenn es darum geht, Daten vom Auftragseingang bis hin zur Produktion und zurück über Systemgrenzen hinweg bereitzustellen. Aufgrund der historisch bedingten fehlenden Connectivity zwischen den Produkten der Walldorfer und der operativen Fertigungsebene gilt es hier, die Systeme gezielt und nahtlos zu koppeln. Auftragspositionen, Materialkomponenten und Arbeitsvorgänge aus den SAP-Systemen müssen für durchgängige Prozesse den Maschinen in der Produktion zur Verfügung gestellt werden. Im Gegenzug sind zeitkritische Rückmeldungen zu Materialverbräuchen, -ausschüssen und Produktionszeiten von der Fertigungsebene weiterzugeben. Nur so lassen sich Produktionsdaten in Echtzeit für die direkte Verbuchung und Planung in der SAP-Software bereitstellen und Medienbrüche sowie manuelle Eingaben vermeiden.

Auch im Handel, wo es zum Beispiel darum geht, differenzielle Datentransfers im Bereich der Filial- und Niederlassungsversorgung umzusetzen, ist eine Verbindung zwischen der ERP-Software und beispielsweise dezentralen Warenwirtschaftssystemen sehr wichtig. So müssen Artikelstamm- und Bewegungsdaten aus dem zentralen SAP-System in die Filialen verteilt sowie Preisinformationen den Kassen- und Regaldisplaysystemen in Echtzeit vor Ort zur Verfügung gestellt sowie dezentrale Warenwirtschaftssysteme bedient werden können. Im Gegenzug sind dann unter anderem Kassenabschlussdaten aus den Filialen zu verdichten und an das SAP-System für eine verbesserte und fehlerfreie Analyse und Planung zu übergeben.

Um diese vielfältigen und heterogenen Drittsysteme nun mit der ERP-Software zu integrieren, lassen sich grundsätzlich zwei Alternativen unterscheiden. Bei der ersten Variante können die notwendigen Schnittstellen manuell erstellt werden. Dies ist allerdings mit erheblichem Aufwand verbunden: Zeit- und Kostenaspekte stehen dem oft entgegen, zumal die Komplexität mit steigender Anzahl der zu integrierenden Systeme und Schnittstellen stark zunimmt. Der andere Weg: Für die Kopplung von Applikationen werden standardisierte EAI-Tools eingesetzt. Sie sollen Unternehmen in die Lage versetzen, Aufwand und Kosten bei der Implementierung sowie die Pflege der Schnittstellen deutlich zu reduzieren und auch für künftige Integrationsanforderungen dank einer modularen und zentralen Integrationsplattform ausreichend gerüstet zu sein.

Die SAP-Software nutzt zur Kommunikation mit Drittsystemen vor allem die Schnittstellen RFCs, BAPIs, die ALE-Schnittstellentechnologie (IDOC) sowie den SAP Business Connector. Generische EAI-Tools, die diese De-facto-Standards nicht von vornherein berücksichtigen, greifen zu kurz und erfordern letztlich doch aufwändige Programmierarbeit. Damit ist die Rangfolge klar: Tools, die einen Top-down-Ansatz verfolgen, taugen in der Praxis nicht viel, weil sie die notwendige Kompetenz bei der Kopplung von unternehmensinternen Anwendungen vermissen lassen. EAI-Tools mit Bottom-up-Ansatz hingegen, legen den Schwerpunkt auf die Kopplung von unternehmensinternen Applikationen. Deshalb ist ihnen klar der Vorrang zu geben.

Tools müssen IDOCs beherrschenAbhängig von den Anforderungen bewerkstelligen EAI-Integrationsplattformen die Kommunikation zwischen SAP- und Drittsystemen mittels intelligentem Mappen und Konvertieren der zu übertragenden Daten. Im Falle von IDOCs können das beispielsweise Artmas (Artikelmaster) für den Handelsbereich und Matmas (Materialmaster) für den produzierenden Bereich sein. Diese Master IDOCs, die von SAP-Software standardmäßig vorgegeben sind, können jedoch auch individuell vom Benutzer angepasst werden. Für Integrations-Tools heißt das, sich flexibel auf mögliche Veränderungen der IDOCs einstellen zu können. Hier sind in der Regel datenbankorientierte Tools von Vorteil. Sie verzichten auf Konnektoren, die im vorliegenden Fall zu programmieren wären, und lesen die IDOC-Definitionen aus dem SAP-Repository aus.

Die eigentliche Intelligenz von Integrationsplattformen liegt allerdings in den Mapping-Funktionalitäten. Hier geht es darum, Daten aus dem Quellsystem in einem für das Zielsystem verständlichen Format abzubilden. Datensätzen aus dem SAP-System werden beispielsweise bei der Übertragung Nullen vorangestellt, die von Fremdsystemen in dieser Form weder benötigt noch verstanden werden.

Das bestehende Know-how nutzenEin EAI-Tool schneidet die besagten Nullen daher heraus und bringt den Datensatz in ein für das Fremdsystem lesbares Format. Die Komplexität eines solchen Mapping kann dabei beträchtlich sein. Datenbankbasierende Systeme bieten hier Vorteile, weil Anwender dank der weiten Verbreitung von Datenbanken mit den Systemen vertraut sind und daher komplexe Mappings besser nutzen können.

Neben den eigentlichen Mapping-Funktionalitäten geht es auch um intelligentes Verteilen von Daten an unterschiedliche Zielsysteme. Integrations-Tools müssen anhand der Semantik, das heißt anhand des Dateninhalts, in der Lage sein, Informationen an fest definierte Adressaten zu übertragen. Bestes Beispiel hierfür ist die Übertragung von in der SAP-Software zentral verwalteten Artikeldaten im Handelsbereich an ein regional definiertes Filialnetz. Hier liest das EAI-Tool die Filialkennzeichen aus den zu übertragenden Datensätzen aus und ordnet sie den entsprechenden Standorten zu.

Hohe Anforderungen an die ToolsDes Weiteren nehmen Themen wie Sicherheit, Performance und Skalierbarkeit einen hohen Stellenwert bei der Integration der ERP-Software mit Fremdapplikationen ein. Es ist fast müßig zu erwähnen, welch verheerende Folgen Systemausfälle bei der Datenübertragung etwa im Produktionsbereich haben können. Für Integrationswerkzeuge bedeutet dass, neben Tracking- und Tracing-Funktionen, welche die Überwachung und Auswertung von Schnittstellen sowie deren Funktionsfähigkeit sicherstellen, auch Loadbalancing und Clustering voll zu unterstützen.

Massendaten, wie beispielsweise Kassenabschlussdaten aus mehreren hundert Filialen, stellen Uploads dar, die regelmäßig und in definierten Zeitfenstern anfallen und fehlerfrei an das SAP-System übertragen werden müssen. Produktionsdaten, die in der Regel in unterschiedlicher Menge und Intensität zusammenkommen, erfordern hochperformante Integrationslösungen die auf Lastspitzen ausgelegt sind.

Für unternehmenskritische Anwendungen und Prozesse, wie sie im SAP-Umfeld typisch sind, sind die genannten Funktionalitäten somit unabdingbare Voraussetzung. Auch hier können datenbankbasierende Systeme die erforderliche Sicherheit und Performance bereitstellen, da alle Daten bis zur erfolgreichen Übermittlung in der Datenbank zwischengespeichert werden. Damit wird deutlich, dass eine erfolgreiche Integration von SAP-Systemen mit Fremdapplikationen von mehreren Faktoren abhängt. Integrationsplattformen im SAP-Bereich sollten nicht nur das eigentliche Erstellen von Schnittstellen mit IDOCs, RFCs und BAPIs voll unterstützen und so weit wie möglich automatisieren, sondern auch im Betrieb den Anforderungen an Sicherheit, Performance und Skalierbarkeit voll gewachsen sein.

Der Erfolg der Kopplung von SAP und Fremdapplikationen ergibt sich aber erst bei mittelfristiger Betrachtung. Erst im Regelbetrieb zeigt sich, ob Sicherheit und Performance stimmen und Schnittstellen sich zentral sowie mit geringem Aufwand managen lassen. Lassen sich Schnittstellen aufgrund veränderter Anforderungen etwa durch Releasewechsel oder veränderter Geschäftsprozesse tatsächlich problemlos neu definieren und abbilden, dann kann wirklich Geld und Zeit gespart werden. Tracking- und Tracing-Funktionen sollten hier ausreichende Flexibilität und Granularität mitbringen, um detaillierte Auswertungen anhand von grafischen Oberflächen schnell und einfach zu ermöglichen.

* Clemens Krüger ist Marketing-Leiter des Augsburger IT-Dienstleisters Wistec.

Abb: Kommunikation mit der Außenwelt

EAI-Werkzeuge von Drittanbietern müssen die von der Standardsoftware genutzten externen Schnittstellen gut unterstützen. Quelle: Wistec