Indirekte Nutzung von SAP-Software

SAP schafft Lizenzmodell für das Internet der Dinge

23.05.2018
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Der ausgewiesene SAP-Experte Guido Schneider steuerte als Senior Product Management Advisor bei Aspera die weltweite Ausrichtung aller Aktivitäten im SAP-Lizenzmanagement, bevor er im Juli 2020 sein eigenes Unternehmen, SLC365, gründete. Bereits seit 1996 berät Guido Schneider SAP-Kunden zu Security, Berechtigungsmanagement sowie Governance, Risk & Compliance (GRC). Er ist Autor mehrerer Fachbücher.
Ein neues Preismodell zur indirekten Nutzung soll es richten. Mit ihrer Ankündigung vom April hat SAP vor allem eines geschaffen: ein neues Lizenzmodell für das Internet der Dinge. Doch ab wann gilt es und was bedeutet es für Kunden?

SAP hat am 10. April 2018 ein neues Vertriebs-, Audit- und Preismodell für die sogenannte indirekte Nutzung vorgestellt, das in enger Zusammenarbeit mit Anwendergruppen, Kunden, Partnern und Analysten entstanden ist. Der neue Ansatz soll dafür sorgen, dass Kunden ihre SAP-Lizenzen künftig leichter und transparenter nutzen können. Er unterscheidet zwischen direktem/menschlichem (Human Access) und indirektem/digitalem Anwenderzugriff (Digital Access) und schafft dem Softwarehersteller zufolge klare Regeln bei den Themen Lizenzierung, Softwarenutzung und Compliance. Wie sind die Neuerungen zu bewerten?

Noch sind nicht alle Details rund um SAPs neues Lizenzmodell zur indirekten Nutzung bekannt.
Noch sind nicht alle Details rund um SAPs neues Lizenzmodell zur indirekten Nutzung bekannt.
Foto: ESB Professional - shutterstock.com

Unklar ist zunächst, ob die Ankündigung der SAP bereits in der neuen Preis- und Konditionenliste (2018/2) enthalten sein wird oder erst in eine spätere PKL Einzug halten wird. Das Thema der indirekten Nutzung hat SAP-Kunden seit Ende 2014 immer wieder verunsichert. Ab diesem Zeitpunkt hatte der SAP-Vertrieb die Anwenderunternehmen verstärkt mit dem Thema konfrontiert. Die Hauptprobleme bei der Ermittlung der indirekten Nutzung waren seitdem die Schnittstellen-Analysen sowie die Bestimmung der externen (indirekten) Nutzer über Third-Party-Applikationen. Neben der Anzahl der User musste auch der passende Named-User-Lizenztyp festgelegt werden.

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Um diese Problematik abzufedern, hatte die SAP-Verantwortlichen Ausnahmen definiert, die teilweise auf der Lizenzierung von sogenannten Engines/Packages beruhten. Schon damals wurden zum Beispiel Bestellungen statt User gezählt, wenn der SAP-Kunde dieses so lizenziert hatte. Diesen Ansatz hat das größte Softwarehaus Deutschlands mit der Ankündigung vom April erweitert.

Wie gut ist die Wahl für Bestandskunden?

In der Pressemitteilung hieß es: "Digital Access - Zugriff über Dritte, Internet of Things (IoT), Bots und/oder andere digitale Zugänge, die auf Basis der vom System selbst verarbeiteten Transaktionen/Dokumente lizenziert werden können." Die SAP hatte bis dato noch kein Lizenzmodell für das "Internet der Dinge" - dies hat sich nun geändert. Bestandskunden sollen nun zwischen den beiden Modellen "SAP-Named-User" und "Transaktionen/Dokumente" wählen können.

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Möglicher Wermutstropfen: Wahrscheinlich müssen sich SAP-Kunden wieder zu 100 Prozent für die eine oder andere Variante entscheiden. Eine Wahlmöglichkeit pro Applikation wäre jedoch sicher im Interesse der Kunden, da einige Third-Party-Anwendungen nur wenige Daten an die SAP-Systeme senden und andere eher von weniger Anwendern betrieben werden. Für die User- und Lizenz-Überwachung wird SAP, so die Ankündigung weiter, geeignete Werkzeuge zur Verfügung stellen.

Fazit: "Bestimmungsgemäße Nutzung" ist damit Vergangenheit

SAP hat ein Modell für die Abrechnung der "Digitalen Transformation" - zum Beispiel des Internet of Things (IoT) - geschaffen. Das war aus Sicht der SAP wichtig, um Klarheit zu schaffen. Die Bestandskunden wussten bisher nicht, was auf sie zukommt. Diese Verunsicherung wird nun kleiner. Ob damit das Vertrauen in die SAP nach ihrem unglücklichen Vertriebsverhalten der letzten drei Jahre wiederhergestellt wird, bleibt indes abzuwarten.

Festzuhalten ist jedoch, dass es so etwas wie die "bestimmungsgemäße Nutzung" der "SAP Business Suite" sowie in Zukunft "SAP S/4HANA" und "SAP S/4HANA Cloud" bald nicht mehr geben wird. Früher gab es Schnittstellen zum Enterprise Ressource Planning (ERP), um Daten zu importieren und zu exportieren. Das war schließlich Sinn und Zweck einer zentralen ERP-Lösung. Künftig müssen die Kunden dafür auf Basis der Transaktionen/Dokumente zusätzlich zahlen - aber das sind sie ja bereits vom Thema indirekter Nutzung gewohnt. Da hilft auch die angekündigte klare Trennung zwischen Lizenzvertrieb, Audit und Compliance letztlich nicht weiter.