SAP R/3 unterliegt in Sachen Usability

12.07.2006
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Die Universität Innsbruck hat einen Test entwickelt, um die Benutzerfreundlichkeit von ERP-Systemen zu ermitteln. Im ersten Prüflauf unterlag SAPs R/3 gegen "Semiramis" von C.I.S.

Trotz der weiten Verbreitung von ERP-Systemen, beachten Anwenderunternehmen den Aspekt Usability kaum, so die These der Fakultät Betriebswirtschaft an der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck.

Die CIS-Lösung hat in allen fünf Kategorien die Nase vorn. Deutliche Wertungsunterschiede gab es bei 28 der insgesamt 53 Fragen. Davon entschied Semiramis 26 für sich - SAP konnte nur zweimal punkten.
Die CIS-Lösung hat in allen fünf Kategorien die Nase vorn. Deutliche Wertungsunterschiede gab es bei 28 der insgesamt 53 Fragen. Davon entschied Semiramis 26 für sich - SAP konnte nur zweimal punkten.

Dies sei insofern verwunderlich, als die Mitarbeiter einen beträchtlichen Teil ihrer Arbeitszeit mit den ERP-Systemen verbrächten. Die Effizienz dieser Arbeit hänge auch von der Benutzerfreundlichkeit der Software ab.

Probleme in der Bedienbarkeit von Business-Software sind jedoch keine Seltenheit, heißt es am Betriebswirtschaftlichen Lehrstuhl von Hans Hinterhuber. Rund 60 Prozent der Mängel einer Software hingen mit mangelnder Usability zusammen. Schätzungen zufolge würden 20 Prozent der am Computer verbrachten Arbeitszeit aufgrund vermeidbarer Benutzungsprobleme nicht sinnvoll genutzt.

Im Entwicklungsprozess müsse daher die Qualität der Interaktion zwischen Mensch und Software in den Vordergrund rücken, fordern die Innsbrucker Forscher. So ist beispielsweise der Entwicklungsanteil des User Interface, was die Menge des Codes und den zeitlichen Aufwand betrifft, während der zurückliegenden Jahre kontinuierlich gewachsen. Die Qualität der Benutzerschnittstelle werde immer wichtiger für den Erfolg eines Softwareprodukts. Daher sollten mindestens zehn Prozent des Entwicklungsbudgets für ergonomische Gesichtspunkte aufgewendet werden. Angesichts des Nachholbedarfs könne man jedoch davon ausgehen, dass dieser Anteil auf bis zu 20 Prozent steigt.