SAP-Arbeitsmarkt

SAP-Profis haben viel Arbeit und sichere Jobs

30.09.2009
Von 
Michael Schweizer ist freier Autor in München.

Kleinere Firmen setzen auf Mitarbeiter aus der Nähe

Kleinere Firmen, auch international erfolgreiche, betonen dagegen ihre regionale Einbettung. So wie CIO Fritz Müller: "Wir sind keine Freunde von Personalberatern. Neue Mitarbeiter finden wir oft durch Mundpropaganda aus dem eigenen Haus. Mit Menschen, die wir kennen und die uns kennen, haben wir beste Erfahrungen gemacht. Auch wenn wir über den Markt suchen, ist das oft der regionale Markt." Müller heißt in Wirklichkeit anders. Sein Arbeitgeber ist einer der bekanntesten Mittelständler Deutschlands. Die IT-Abteilung kommt dort mit 36 Mitarbeitern aus, davon sind 20 ausschließlich für die interne SAP-Software zuständig, und zwar für fast alles: Abbildung sämtlicher Geschäftsprozesse, Dokumentation, Finanz-Controlling, Lieferketten-Management und so weiter. Nur für Aufgaben, die nur ein- oder zweimal im Jahr anfallen, holt sich der CIO Unterstützung von außen.

Sehr zufrieden ist Müller mit Mitarbeitern von der Berufsakademie. "Auch Quereinsteiger aus nicht mehr ausübbaren Berufen" zählen zu seiner Mannschaft, einen Großteil ihres Könnens verdankten seine Leute ohnehin "dem Lernen bei uns", da jedes Unternehmen seine eigenen Gesetze habe. Das relativiert die grundsätzlich richtige Annahme, in die SAP-Szene führe am besten ein Studium, vorzugsweise der Wirtschaftsinformatik.

Einstellungsstopp bei SAP

SAP selbst beschäftigt weltweit ungefähr 12.000 Berater und in Deutschland über 6000 Entwickler, mehr als in jedem anderen Land. Wer dazustoßen möchte, muss sich gedulden, bis das Unternehmen seinen weltweiten Einstellungsstopp aufhebt. Dafür gibt es noch keinen Termin. Viele Berater bei SAP sind Wirtschaftswissenschaftler oder Ingenieure. Das Unternehmen bietet aber auch IT-orientierte Werdegänge für Interessenten an, die auf kein Studium verweisen können.

SAP-Software ist komplex. Itelligence-Beraterin Schaper: "Da muss man unheimlich hinterher sein, nach drei Monaten gibt es immer schon wieder etwas Neues." Einfacher ist es nur am Anfang: "Das Wesentliche ist, dass jemand Geschäftsprozesse versteht. Ob er SAP kann, ist relativ egal, denn da kann man in sechs Wochen Weiterbildung viel lernen", sagt Henkel-Anwendungsentwicklungsleiter Hansen. Bei Itelligence und Realtech können angehende Berater und Entwickler mit einer internen SAP-Ausbildung rechnen. Dass das als nötig gilt, hält nicht wenige Firmen in der Krise davon ab, Berufseinsteiger mit SAP-Ambitionen einzustellen.

Arbeitet ein fest angestellter SAP-Berater gut, und ist er mit seinen Kunden wirksam vernetzt, dann "ist sein Arbeitsplatz sehr sicher", sagt Realtech-Personalleiterin Nicole Mamier. "Auch jetzt in der Krise sind viele unserer Berater zu 100 Prozent ausgelastet." Anwender-CIO Müller glaubt ebenfalls nicht, auf bewährte SAP-Spezialisten verzichten zu müssen: "Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir in einem großen Konzern untergehen."