SAP passt Services an die Business Process Platform an

07.06.2005
SAP will sich als Plattformanbieter etablieren. Damit stehen auch die Dienstleistungen auf dem Prüfstand.

Um Partner für die Anfang des Jahres vorgestellte "Business Process Platform" (BPP) zu gewinnen, wollen die Walldorfer zusätzliche Services anbieten. Vorstellbar seien beispielsweise Testmodule der SAP für Entwickler, die auf Basis der BPP Applikationen programmieren, erläutert Firmensprecher Markus Berner. Außerdem könnte SAP kleineren Softwarehäusern, die mit der BPP arbeiten möchten, Entwicklungsleistungen anbieten und zusätzliche Module für deren Branchenlösungen entwickeln, beschreibt Berner ein mögliches Geschäftsmodell künftiger Dienstleistungen.

SAP propagiert seit nunmehr zwei Jahren mit der "Enterprise Services Architecture" (ESA) ein eigenes Konzept einer Service Oriented Architecture (SOA). Rund um die Integrationsplattform "Netweaver" wollen die Walldorfer künftig mit der BPP eine komplette Ablauf- und Entwicklungsumgebung für Business-Applikationen anbieten. Ziel ist, dass neben der SAP auch Partner und Anwender Softwaremodule entwickeln können, um die sich schnell ändernden Geschäftsprozesse in Unternehmen flexibel mit Software unterlegen zu können.

Mit diesen grundlegenden Veränderungen stehen nun offenbar auch Modifikationen im Dienstleistungsbereich an. So berichtet das "Handelsblatt" unter Berufung auf SAP-Vorstand Gerhard Oswald von einer kompletten Neuausrichtung des Servicegeschäfts. Zielgruppe seien künftig nicht mehr die Endanwender, sondern Softwarehäuser, die Applikationen für die neue Plattform entwickelten.

"Das ist kein Strategiewechsel", versucht SAP-Sprecher Berner die Meldung zu relativieren. Man passe die Services lediglich an die BPP an. Mit der Erweiterung des Portfolios und den daraus resultierenden veränderten Partnerbeziehungen ergebe sich zwangsläufig auch die Notwendigkeit neuer Services. Den einzigen Strategiewechsel habe es im Januar dieses Jahres gegeben, als SAP die BPP vorgestellt hatte.

Noch scheinen die SAP-Verantwortlichen mitten im Umbau ihrer Architektur und der damit verbundenen Dienstleistungen zu stecken. Der für den Servicebereich verantwortliche Vorstand Oswald hatte bereits im Herbst vergangenen Jahres auf einer Anwenderveranstaltung Veränderungen der Dienstleistungssparte angedeutet und konkrete Details für Anfang 2005 angekündigt. Bislang bleiben die SAP-Aussagen jedoch eher vage. Welche Services bereits spruchreif seien, könne er nicht sagen, räumt SAP-Sprecher Berner ein. Auch das Pricing der Dienstleistungen sei eine Frage, die sich erst im Laufe des Jahres beantworten lasse. Damit werden sich die Softwerker jedoch beeilen müssen. Ende 2005 soll die BPP bereits an ausgewählte Partner ausgeliefert werden und ab 2006 allgemein verfügbar sein.

Dann wird sich auch für das Geschäftsmodell einiges ändern. So räumte selbst SAP-Chef Henning Kagermann in den vergangenen Monaten immer wieder ein, dass man mit der BPP den Wettbewerbern im Applikationsmarkt neue Einschlupflöcher biete. So sei beispielsweise denkbar, dass Partner konkurrierende CRM- oder SCM-Anwendungen entwickelten.

"Der Service wird für die SAP wichtiger werden", prognostiziert Helmuth Gümbel, Analyst von Strategy Partners aus dem Schweizerischen Scuol. In den vergangenen Jahren hätten es sich die Walldorfer wegen des starken Lizenzgeschäfts leisten können, den Partnern den Großteil des Servicegeschäfts zu überlassen. "Diese Zeiten sind jedoch vorbei", so Gümbel. Mit dem Wandel zum Plattformanbieter drohe SAP, die Bindung zum Kunden zu verlieren, da die Wertigkeit der Softwarelösung nun vorrangig beim Partner entstehe.

Die Walldorfer müssten versuchen, mit den entsprechenden Services über die Partner den Kontakt zu den Endanwendern zu wahren. SAP werde sich mit Blick auf die eigene Marge jedoch auf Standardservices beschränken, die sich branchenübergreifend erbringen und möglicherweise sogar remote aus Billiglohnländern erledigen ließen, erwartet der Analyst. Mit branchenspezifischen Dienstleistungen, die nur eine geringe Marge versprächen, könne SAP das Ziel, die Gesamtmarge in wenigen Jahren auf über 30 Prozent zu hieven, dagegen kaum erreichen. Viel werde Gümbel zufolge davon abhängen, wie SAP den Servicekuchen zwischen sich und den Partnern aufteilt. Dabei hätten die Badener in der Vergangenheit meist kein glückliches Händchen bewiesen. "Walldorf hat es in der Vergangenheit immer gut verstanden, den Partnern etwas wegzunehmen", kritisiert der Analyst. Es habe sich um ein Imker-Modell gehandelt, bei dem SAP zwar den Honig gesammelt, aber im Gegenzug kein Zuckerwasser an die Partner ausgeteilt habe.

Das soll sich laut den jüngsten Ankündigungen der SAP jedoch ändern. Auf der Kundenveranstaltung "Sapphire", die Mitte Mai in Boston stattfand, kündigte das Softwarehaus ein neues Partnermodell an. (ba)