Ausblick 2013

SAP muss aus Cloud-Zukäufen schlagfertige Einheit schmieden

21.12.2012
Der Software-Riese SAP steht für 2013 vor einer großen Aufgabe.

Aus den Milliarden-Zukäufen im Cloud-Computing muss eine schlagkräftigen Einheit entstehen. Die größte Herausforderung aber wird sein, in der Internet-Datenwolke Geld zu verdienen. Offiziell will SAP 2015 mit der Cloud schwarze Zahlen schreiben. Cloud-Vorstand Lars Dalgaard sieht es sogar schon 2014 kommen. SAP will mit den Zukäufen auf einen Schlag zum Marktführer in einem neuen Geschäftsfeld werden. Das war dem Konzern aus Walldorf bereits mit analytischen Anwendungen und Software für mobile Geräte wie Blackberry und iPhone gelungen.

Jetzt sind die Firmen Successfactors und Ariba die Zugpferde für den Vorstoß in die Datenwolke. Successfactors bietet Mietsoftware über das Internet an. Ariba bringt auch für SAP etwas völlig Neues mit. Es ist ein geschäftliches Netzwerk, das Unternehmen ermöglicht, ihren IT-Einkauf komplett über eine Plattform abzuwickeln.

Neben den Co-Konzernchefs Jim Hagemann Snabe und Bill McDermott ist Lars Dalgaard nun einer der wichtigsten Manager bei SAP. Er soll mit den Zukäufen SAP zum weltweiten Marktführer für Dienste in der Online-Datenwolke machen. Auch ureigene SAP-Software läuft dabei nicht mehr auf Rechnern des Kunden, sondern auf SAP-Servern. Die Kunden greifen dann über das Internet darauf zu.

Dalgaard weiß, wovon er spricht. Als Gründer von Successfactors gilt er als Cloud-Pionier. Er hat einen Auftrag: Bis 2015 in der Cloud zwei Milliarden Euro umsetzen und schwarze Zahlen schreiben. Co-Vorstandschef Snabe ist optimistisch. Er setzt auf die schiere Größe von SAP, und auf die Vertriebsmannschaft, die Kunden gleich mehrere Produkte verkaufen soll.

Und dann glänzt SAP noch mit einer Eigenentwicklung. SAP schuf mit der ultraschnellen Datenbank "Hana" einen Hoffnungsträger. Mit dem Programm, bei dem die Daten vollständig im schnellen Arbeitsspeicher liegen ("In Memory"), werden große Datenmengen innerhalb von Sekunden gesichtet. Noch sind die Verkaufszahlen zwar bescheiden. Doch das Wachstum ist rasant. Was SAP besondere Freude machen dürfte: Hana ersetzt bei einigen Kunden bereits Produkte des Erzivalen Oracle , der seit Jahren Platzhirsch bei Datenbanken ist.

Die neuen Geschäftsfelder haben SAP einen Schub verliehen. Während andere IT-Unternehmen in die Konjunktursenke rutschten, legte SAP in den vergangenen elf Quartalen zweistelliges Wachstum hin. Das schlägt sich auch im Kurs der Aktie nieder, der so hoch ist wie seit zwölf Jahren nicht mehr. Nahezu unbemerkt überholte SAP große Namen der deutschen Wirtschaft wie Siemens, VW und Eon und wurde zur schwersten Firma im Leitindex Dax . Das Umsatzwachstum soll noch jahrelang so weiter gehen. Doch wegen der hohen Ausgaben für den Vertrieb stiegen die Kosten zuletzt stärker als der Umsatz. Daher muss SAP im nächsten Jahr sparen.

Ein weiterer Wermutstropfen: Der Rechtsstreit mit dem Rivalen Oracle. Statt ein Gerichtsurteil zu akzeptieren, hat Oracle Berufung eingelegt. Mitarbeiter der inzwischen geschlossenen SAP-Tochter TomorrowNow hatten vor Jahren unrechtmäßig Updates bei Oracle heruntergeladen. SAP hat den Datenklau längst eingestanden und will Oracle den Schaden ersetzen. Doch liegen die Vorstellungen zur Höhe der Wiedergutmachung weit auseinander: SAP bietet Millionen, Oracle verlangt jedoch Milliarden. (dpa/tc)