Oracles Zugriff auf SAP-Kunden

SAP-Kunden setzen primär auf Oracle-Datenbanken

01.07.2009
Von RAAD Research
Drei Viertel aller SAP-Kunden betreiben ihre produktiven SAP-Systeme mit einer Datenbank vom ERP-Konkurrenten Oracle. Dies ergab eine aktuelle Umfrage von RAAD bei knapp 2.000 IT-Leitern.
Datenbanken von SAP-Plattformen
Datenbanken von SAP-Plattformen
Foto: RAAD Research

Nur jeder vierte SAP-Kunde hat für sein produktives SAP-System keine Datenbank vom ERP-Konkurrenten Oracle im Einsatz. Dies ergab eine aktuelle Umfrage von RAAD bei knapp 2.000 IT-Leitern. Seit Jahrzehnten steht Oracle bei deutschen SAP-Kunden als Datenbanklieferant unangefochten an der Spitze. Dadurch profitiert Oracle erheblich vom SAP-Erfolg. Zwar konnten alle relevanten Datenbankhersteller in den letzten Jahren weltweit zweistellige Umsatzzuwächse verzeichnen, zu wesentlichen Verschiebungen in der Marktaufteilung bei SAP-Bestandskunden hat dies jedoch nicht geführt. Die Umsatzzuwächse sind vor allem dem exponentiell wachsendem Datenaufkommen in den Unternehmen geschuldet.

Sicherlich hat auch SAP in der Vergangenheit von Oracles Datenbankrenommee profitiert, da sich die Kombination aus den Systemen zweier Weltmarktführer gut verkaufen ließ. Auf der anderen Seite ist es der SAP natürlich ein Dorn im Auge, wenn der Hauptwettbewerber im ERP-Markt an drei von vier SAP-Kunden mitverdient. Trotz größerer Anstrengungen von Seiten der SAP lässt sich feststellen, dass es der SAP AG bisher weder durch Open-Source-Datenbanken noch durch strategische Partnerschaften mit IBM und Microsoft gelungen ist, Oracle als führendes Datenbanksystem abzulösen.

Dies wird sich auch in Zukunft, zumindest bei den bisherigen SAP-Bestandskunden in Deutschland, Großunternehmen und ihren Tochtergesellschaften, nur wenig ändern. Allerdings verzeichnet SAP mit der MaxDB seit 2006 anteilig die größten Zuwächse bei der Kundenzahl. Knapp drei Prozentpunkte konnte die MaxDB an der SAP-Bestandskundschaft hinzugewinnen, so dass sie mittlerweile einen Anteil von zehn Prozent verzeichnet. Sie liegt damit einen Prozentpunkt vor dem SQLServer von Microsoft und nur knapp hinter DB2 von IBM. Angesichts der 75 Prozent Anteil von Oracle scheint dies zunächst sehr wenig, ist aber umso erstaunlicher, als es sich bei der MaxDB um eine Open-Source-Alternative handelt, die hier im geschäftskritischen Umfeld zum Einsatz kommt.

Datenbanken von SAP-Plattformen (ohne Oracle)
Datenbanken von SAP-Plattformen (ohne Oracle)
Foto: RAAD Research

Trotz dieses kleinen Erfolges von SAP unterbleiben in der Regel Migrationen von Oracle zu anderen Herstellern. Zum einen ist der Aufwand sehr groß. Meist sind DBMS-Systeme ein Eckpfeiler der IT, um die herum sich die restliche Landschaft aufbaut. Deshalb wird zum anderen auch das Risiko einer Migration als hoch erachtet, da mit SAP häufig geschäftskritische Geschäftsprozesse abgedeckt werden. Eine Migration kommt daher meist nur im Zuge eines ERP-Systemwechsels in Frage. Will der Wettbewerb Oracle Kunden abtrotzen, müssen diese den Anwendern die Ablösung von Oracle Datenbanksystemen dramatisch erleichtern und gleichzeitig niedrigere TCOs bieten. IBM schlägt diesen Weg ein und verspricht mit der angekündigten Version 9.7 von DB2 Kompatibilität mit Oracle-Datenbanken, so dass proprietäre Oracle-DB-Funktionen übernommen werden könnten. Dies würde den Wechsel von Oracle zu DB2 wesentlich erleichtern.

SAP hat sich seit einiger Zeit intensiver mit der Kundenforderung nach kürzeren Antwortzeiten auseinandergesetzt und arbeitet deshalb an der Entwicklung von In-Memory-Datenbanken für SAP-ERP-Systeme. Eingesetzt wird die In-Memory-Technik schon im BI-Umfeld mit dem SAP Business Warehouse Accelerator. Für den Einsatz im geschäftskritischen ERP-Umfeld muss allerdings die Frage nach der Datensicherung bei einem Serverausfall hinreichend beantwortet sein.

Detaillierte Informationen zum Thema Datenbanken, Hardware, Betriebssysteme, Outsourcing und Virtualisierung finden Sie in der RAAD-Studie "Plattformstrategien für SAP-Systeme 2009".

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