Gigya verwaltet Kundenidentitäten

SAP kauft IAM für sein Kundenmanagement

25.09.2017
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Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
SAP will Gigya übernehmen und in die eigene Kundenmanagement-Geschäftseinheit Hybris eingliedern. Der Spezialist für das Handling von Kundenidentitäten arbeitet bereits seit Jahren mit SAP zusammen. Was aus den Partnerschaften Gigyas mit Oracle und Salesforce wird, ist noch nicht klar.

SAP hat angekündigt, den US-amerikanischen Softwarehersteller Gigya übernehmen zu wollen. Gigya ist auf Lösungen für das Identity- und Access-Management (IAM) von Kundendaten spezialisiert, mit deren Hilfe Unternehmen die Beziehungen zu ihren Kunden effizienter und vor allem auch sicherer verwalten können sollen. Auf Basis der Gigya-Plattform ließen sich Kundenprofile erstellen, anhand derer Marketing-, Vertriebs- und Serviceabteilungen bessere Einblicke in die Kundenhistorie sowie deren Vorlieben und Präferenzen erhielten, hieß es in einer offiziellen Erklärung SAPs zur Bekanntgabe der Übernahmeabsichten.

Kundenidentitäten effizient und vor allem auch sicher zu managen, wird immer wichtiger.
Kundenidentitäten effizient und vor allem auch sicher zu managen, wird immer wichtiger.
Foto: ktsdesign - shutterstock.com

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Um ein möglichst genaues und detailliertes Bild der Kunden zu gewinnen, könnten Anwender auf Basis der Gigya-Lösung Kundendaten über verschiedene Kanäle hinweg sammeln und auf der Plattform zu einem Gesamtbild zusammenfügen. Die Kunden, über deren Verhalten Informationen gesammelt werden, behielten dabei jederzeit Transparenz und Kontrolle über ihre Daten, versprechen Vertreter des deutschen Softwarekonzerns. Darüber hinaus könnten Anwenderunternehmen mit Hilfe der Gigya-Software verschiedene Privacy-Regularien bezüglich des Handlings sensibler Daten abbilden, hieß es. Gerade der zuletzt genannte Aspekt dürfte für viele Anwenderunternehmen, die sich derzeit auf die EU-Datenschutzgrundverordnung (EU-DSGVO) vorbereiten müssen, immer wichtiger werden.

Es geht um das Vertrauen der Kunden

Mit dem Deal treffen sich keine Unbekannten. SAP und Gigya arbeiten bereits seit 2013 zusammen. So gibt es bereits einen Konnektor, der SAPs Kundenmanagement-Lösung Hybris mit der Gigya-Plattform verknüpft. Mit der Übernahme sollen die Softwarelösungen beider Hersteller offenbar noch stärker miteinander verzahnt werden. Gigya bringe viel Expertise und Erfahrung mit, um die Kundenprofil-Werkzeuge in SAPs Hybris-Lösung zu erweitern, sagte Carsten Thoma, Präsident und Mitbegründer von SAP Hybris. Das Vertrauen der Kunden sei heutzutage schließlich die wichtigste Währung für den Erfolg kundenorientierter Organisationen.

Die Kombination der Kundenprofil-Tools von SAP Hybris mit den IAM-Funktionen von Gigya erlaube es, Kundenaktivitäten über verschiedene Kanäle hinweg genauer zu erfassen und somit facettenreichere Kundenprofile zu gewinnen, ergänzte Patrick Salyer, CEO von Gigya. Für die Unternehmen sei entscheidend, ein möglichst exaktes Bild über das Verhalten der eigenen Kunden zu erhalten, um die richtigen Entscheidungen für die eigenen Entwicklungs- und Marketingaktivitäten treffen zu können.

Fragezeichen hinter den anderen Gigya-Partnerschaften

Gigya verwaltet mit seiner Plattform nach eigenen Angaben bereits rund 1,3 Milliarden Kundenidentitäten für mehr als 700 Kunden, darunter Unternehmen wie L'Oreal, Forbes und die Lufthansa. Darüber hinaus unterhält Gigya Partnerschaften zu zahlreichen anderen Softwareherstellern wie beispielsweise Adobe, IBM, Oracle und Salesforce, die auch im Wettbewerb zu SAP stehen. Was aus diesen Kooperationen nach einer möglichen Übernahme durch SAP wird, steht derzeit noch in den Sternen.

Gigya hat eigenen Angaben zufolge rund 300 Mitarbeiter und ist im kalifornischen Mountain View beheimatet. Das Unternehmen soll, sofern der Deal durchgeht und von den Behörden abgesegnet wird, in SAPs Hybris-Geschäftseinheit eingegliedert werden. Die Verantwortlichen beider Unternehmen gehen davon aus, dass die Übernahme bis Ende dieses Jahres abgeschlossen sein wird. Finanzielle Einzelheiten des Deals wurden nicht bekannt gegeben. Allerdings wird in verschiedenen Online-Publikationen wie Techcrunch, die sich auf mit dem Deal vertraute Personen berufen, ein Preis von etwa 350 Millionen Dollar kolportiert.