Oracle erweitert Klage

SAP hebt nach durchwachsenem Q2 die Jahresziele an

29.07.2008
Europas größter Softwareanbieter SAP hat im zweiten Quartal dank guter Geschäfte in den Regionen EMEA sowie Asien-Pazifik einen Umsatzsprung erzielt, beim Gewinn allerdings die Markterwartungen verfehlt.

Im zweiten Quartal legte der Umsatz im Vergleich zum Vorjahresquartal von 2,421 auf 2,858 Milliarden Euro zu. Dabei verbesserte sich SAP nach Unternehmensangaben vom Dienstag beim wichtigen Indikator für die Geschäftsentwicklung, dem Lizenzumsatz, von 716 auf 898 Millionen Euro. Der Software und Software-bezogene Umsatz stieg von 1,704 auf 2,061 Milliarden Euro.

Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) erhöhte sich leicht von 581 auf 593 Millionen Euro, blieb aber deutlich unter den Analystenschätzungen. Der Überschuss schrumpfte von 449 auf 408 Millionen Euro. SAP führte das Ergebnis auf hohe Ausgaben für die Entwicklung von Software sowie Investitionen in den Vertrieb zurück. Der Überschuss litt zudem unter einer Steuerbelastung von 188 Millionen Euro. Vor einem Jahr hatte der Walldorfer Konzern von einer wesentlich geringeren Steuerlast profitiert.

Unternehmenschef Henning Kagermann zeigte sich zufrieden mit dem Quartalsergebnis. "Wir haben zum 18. Mal in Folge zweistelliges Wachstum erzielt", sagte er. Dabei gehe das gute Ergebnis auf die Stärke in den Kernbereichen des Geschäfts zurück: dem angestammten Geschäft mit Großkunden und im Mittelstand.

In der Region Europa, Naher Osten, Afrika (EMEA) legte SAP beim Umsatz um 21 Prozent auf 1,533 Milliarden Euro zu und erzielte hier erneut den Löwenanteil des Geschäfts. Noch stärkeres Wachstum verzeichneten die Walldorfer in Asien. Mit einem Anstieg um 23 Prozent setze SAP dort 373 Millionen Euro um. In den Amerikas mit dem weltgrößten Softwaremarkt USA erhöhte sich der Umsatz um zwölf Prozent auf 952 Millionen Euro. Dort, in der Heimat des Erzrivalen Oracle, tut sich SAP traditionell schwer.

Im zweiten Quartal kaufte SAP 3,8 Millionen eigene Aktien zu einem Durchschnittspreis von 32,58 Euro zurück. Seit Jahresbeginn hat das Unternehmen 382,6 Millionen Euro in den Kauf von 11,8 Millionen eigene Aktien gesteckt.

Für das Gesamtjahr konkretisierte das im DAX notierte Unternehmen die eigenen Ziele für Umsatz und operative Marge zum "oberen Ende der Spanne". Bei der operativen Marge peilt SAP nun das obere Ende der Spanne von 28,5 bis 29 Prozent an. Das Umsatzplus vor dem Zukauf Business Objects soll ebenfalls am oberen Ende der Prognose von zwölf bis 14 Prozent liegen. Der von SAP als Kennziffer ausgegebene Umsatz mit Software und softwarebezogenen Dienstleistungen werde 2008 einen Anstieg näher an 27 als an 24 Prozent verzeichnen.

Oracle erweitert Klage gegen SAP

Der amerikanische Softwarekonzern Oracle greift unterdessen im Rechtsstreit mit dem deutschen Konkurrenten SAP nun auch dessen Spitze direkt an. Der Vorstand um SAP-Chef Henning Kagermann habe gewusst, dass sich die amerikanische Konzerntochter TomorrowNow auf illegale Weise Oracle-Daten beschafft habe. Die Klage gegen SAP sei entsprechend erweitert worden, teilte Oracle am Montag in Redwood Shores (Kalifornien) mit.

SAP hatte den unerlaubten Zugang zu Oracle-Datenbanken eingeräumt, stritt aber den Vorwurf der Industriespionage ab. Oracle bezifferte den Schaden durch die angebliche Industriespionage auf möglicherweise über eine Milliarde Dollar. Erst kürzlich kündigte SAP die Schließung der Tochter bis zum 31. Oktober an. Das Geschäft von TomorrowNow waren Dienstleistungen für Kunden von Software-Herstellern, die inzwischen von Oracle übernommen wurden. (dpa/tc)