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SAP-Führung wehrt sich gegen Betriebsrat

02.03.2006
SAP-Mitgründer Dietmar Hopp droht unverhohlen mit dem Rückzug des Softwarekonzerns aus Deutschland.

Kurz vor der wohl entscheidenden Betriebsversammlung am heutigen Donnerstag um 16 Uhr schießt sich die SAP-Führung zunehmend auf den drohenden Betriebsrat ein. Laut einem Bericht der "FAZ" kämpft SAP-Gründer Hopp an vorderster Front und setzt alle Hebel in Bewegung. Er fürchtet vor allem eine von den Gewerkschaften bestimmte Arbeitnehmervertretung.

Seit der Gründung im Jahr 1972 hat sich der größte deutsche Softwarehersteller erfolgreich gegen die Installation eines Betriebsrats gestemmt. Ein solcher sei nicht notwendig, argumentierten die SAP-Verantwortlichen mit dem Hinweis auf die acht Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat sowie zahlreiche Vergünstigungen für SAP-Mitarbeiter.

Doch das scheint zumindest einem Teil der Belegschaft nicht mehr auszureichen. Drei Mitarbeiter haben mit Unterstützung der IG Metall für den heutigen Tag eine Betriebsversammlung einberufen, auf der die Wahl eines Betriebsrates beschlossen werden soll (siehe auch: SAP soll Betriebsrat bekommen). Aktuell beschäftigt SAP hierzulande rund 14 000 seiner insgesamt 32 000 Köpfe zählenden Mannschaft.

Nachdem in den vergangenen Jahren alle Versuche in dieser Richtung gescheitert waren, sorgt der erneute Vorstoß für wachsenden Ärger in den Reihen des SAP-Managements. Zwar hält sich die operative Führung rund um Vorstandssprecher Henning Kagermann mit Kritik zurück. Dafür wettert Gründer Hopp um so lauter. In einem offenen Brief, aus dem die FAZ zitiert, warnt er vor einer Diskussion, ob Walldorf noch der richtige Standort für einen weltweit agierenden Softwarekonzern sein könne. Schließlich müsse sich SAP im globalen Wettbewerb behaupten können. Diese Fähigkeit sieht Hopp offenbar durch einen Betriebsrat gefährdet. Kein Unternehmen könne sein Hauptquartier so schnell verlagern wie eine Softwarefirma.

Zur Betriebsversammlung sind rund 9000 Mitarbeiter eingeladen, die in den Standorten Walldorf und im benachbarten St. Leon-Rot beschäftigt sind. Sollte die einfache Mehrheit einen Vorstand für die Betriebsratswahl bestimmen, werden in der Folge Kandidatenlisten für die rund 35 Sitze der Arbeitnehmervertretung aufgestellt. Mit einem Ergebnis der heutigen Wahl wird frühestens am späten Abend gerechnet. (ba)