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SAP forciert SOA-Initiativen mit neuem Testlabor

08.06.2007
Im kalifornischen Palo Alto will der deutsche Softwarekonzern das Zusammenspiel seiner Software mit Hard- und Softwareprodukten von Partnern testen und verbessern.

"Wir haben bereits ein weites Partnernetz rund um unsere Software geknüpft", sagte SAP-Vorstandsprecher Henning Kagermann anlässlich der Eröffnung des Co-Innovation Lab in Palo Alto. Darüber hinaus sei es jedoch wichtig, diese Partner auch physisch zusammen zu bringen. Gerade um den Kunden zu zeigen, dass die Ankündigungen rund um Service-orientierte Architekturen (SOA) und deren Vorzüge nicht nur aus Marketing bestünden.

Nachdem SAP seine SOA-Roadmap abgeschlossen hat und noch im laufenden Jahr die gesamte Produktpalette als Software-Services verfügbar sein soll, gilt es für den Konzern nun, die Versprechen der neuen Architektur auch in die Tat umzusetzen. Anwenderunternehmen könnten künftig flexibler und schneller auf Veränderungen in ihrem Geschäftsumfeld reagieren. Auf Basis einer SOA ließen sich neue Prozesse zügig implementieren beziehungsweise bestehende Abläufe modifizieren (siehe auch: SAP predigt Enterprise-SOA).

Das klappt allerdings nur, wenn das Zusammenspiel aller Komponenten auch in heterogen zusammengesetzten IT-Landschaften funktioniert. Dabei helfen soll das neue Entwicklungslabor in Kalifornien. Die Einrichtung wird SAP zufolge ein eigenes Rechenzentrum betreiben, das Hardware und Software der beteiligten Partner umfasst. In einer derart gestalteten IT-Umgebung, die anwendernahe Anforderungen simuliere, könnten serviceorientierte Architekturen unter realistischen Bedingungen getestet werden, heißt es in einer Mitteilung des Konzerns.

In dem Labor würden konkrete Szenarien entwickelt, beteuert Zia Yusuf, verantwortlich für SAPs Ökosystem und Partnerstrategien. Die Einrichtung sei nicht als Vorführraum für Kunden gedacht. Zu den Partnern, die am Aufbau des Co-Innovation Lab beteiligt waren, gehören Cisco, Intel, Hewlett-Packard und Network Appliance. Gemeinsam mit unabhängigen Softwareanbietern und Systemintegratoren will SAP Lösungen entwickeln, mit deren Hilfe die Migration und der Betrieb einer SOA erleichtert werden soll.

SAP arbeitet seit rund zwei Jahren mit Hochdruck daran, ein Ökosystem rund um seine Enterprise-SOA (E-SOA) zu schaffen (siehe auch: SAP bastelt an seinem Partner- und Ökosystem). Neben den Bemühungen, Kunden und deren Prozess-Knowhow zu gewinnen, geht es für den Softwarehersteller dabei vor allem darum, die Lösungen von Technikpartnern für die eigene Business-Process-Platform (BPP) sowie die Integrationsplattform "Netweaver" zu zertifizieren.

Dazu forciert SAP die Entwicklung in seinen weltweit verteilten Labors. Neben der Firmenzentrale in Waldorf unterhält der Konzern unter anderem Einrichtungen in den USA, Israel, Indien und China. Es sei nicht einfach gewesen, ein weltweit verteiltes Entwicklernetz aufzubauen, räumte Kagermann laut einem Bericht des britischen Nachrichtendienstes "Computergram" ein. Mittlerweile könne SAP jedoch auf ein funktionierendes, globales Entwicklungsnetz zurückgreifen.

Damit trat der SAP-Chef auch Spekulationen entgegen, es knirsche Sand im eigenen Entwicklungsgetriebe. Nach dem überraschenden Rücktritt von Technikchef Shai Agassi im März dieses Jahres waren wiederholt Gerüchte aufgetaucht, SAP würde sich wieder mehr auf seine deutschen Wurzeln besinnen. Außerdem gebe es Schwierigkeiten, weil durch die verschiedenen Standorte unterschiedliche Entwicklerkulturen aufeinander prallten. Dabei handle es sich um reine Spekulationen, beteuerte Kagermann. SAP habe nie beabsichtigt, von seinem globalen Entwicklungsanspruch abzurücken.

Leo Apotheker, der designierte Nachfolger Kagermanns, bezeichnete die Debatte, inwieweit SAP ein globaler Softwarekonzern sei, als rein akademisch. Das SAP-Netz bestehe aus vielen Knoten. Eine Diskussion, welcher davon nun am wichtigsten sei, gebe keinen Sinn. (ba)