Business Intelligence

SAP feixt: Über hundert Kunden wollen Oracle verlassen

27.02.2008
Laut SAP wollen die wechselwilligen Kunden nicht länger auf die Analyseprodukte des Anbieters Hyperion setzen, den Oracle Anfang 2007 übernahm.

Man könne im Gegensatz zur Konkurrenz ein umfassenderes Angebot an Anwendungen für Enterprise Performance Management (oder Corporate Performance Management) und Lösungen für Governance, Risk und Compliance (GRC) bieten, heißt es jetzt in einer Pressemitteilung der SAP aus den USA. Danach hätten über 100 Unternehmen aus aller Welt in den letzten Monaten entsprechende Produkte der Walldorfer erworben und laut Hersteller angegeben, mit diesen bisherige CPM-Lösungen, die sie mit Software von Hyperion entwickelt hätten, zu ersetzen. Als Beispiele nannte die SAP sieben Unternehmen: Ballast Nedam N.V., Foundation Coal, KPN Telecom B.V., Rezidor SAS, Sandvik AB, Skandia Informasjonsteknologi AS and TPG Headoffice BV. Ebenso habe man weitere Kunden für die GRC-Produkte gewinnen können, darunter den Ölkonzern Chevron.

Wilde Rivalität

Welche Produkte die SAP konkret verkauft hat und was die Gründe für den Umstieg waren, wurde nicht gesagt. Nur im Fall der Hotelkette Rezidor SAS ging es offenbar um das SAP-Angebot für Planung und Konsolidierung. Danach lässt sich der Kunde mit der Aussage zitieren, seine bisherige Lösung habe dem gestiegenen Workload, verursacht unter anderem durch den kürzlich erfolgten Börsengangs Rezidors und neue Anforderungen im Finanz-Reporting, nicht mehr angemessen verarbeiten können.

Oracle hatte Hyperion im März 2007 für 3,3 Milliarden Dollar übernommen und damit einen der führenden Anbieter von Software für CPM und Analysetechnik gewonnen. Damals hatte Oracle betont, Hyperion sei der Schlüssel zu den Finanzabteilungen. Oracle-President Charles Phillips hatte das eigene Portfolio für CPM als "erstklassig" bezeichnet und damit geworben, den kompletten Stack für Business Intelligence und CPM abdecken zu können; BI-Server (Basis für Datenzugriff, Integration und Sicherheit), BI-Tools (Reporting, Publishing, Dashboards), Datenbank und Olap-Engine, Analytische Anwendungen (SCM etc.) sowie operative Anwendungen, in denen die Daten erzeugt werden (ERP, CRM etc). Ebenso entwickelt der Konzern ein eigenes Portfolio für GRC. Parallel dazu hatte auch Erzrivale SAP begonnen, sein Angebot in puncto CPM zu verbessern (siehe auch "SAP drängt in die Finanzabteilungen"). Mit der Übernahme des BI-Hersteller Business Objects kamen zudem nochmals zahlreiche BI-Produkte und Anwendungen für CPM hinzu.

Zwei Seiten der Medaille

Tatsächlich liegen vor beiden Rivalen noch erhebliche Integrationsaufgaben. So muss SAP nun mehrere CPM-Produktlinien sortieren, Oracle hat neben Hyperion und eigenen Tools auch noch die Analyseprodukte vom CRM-Anbieter Siebel Systems zu betreuen. Letztere scheinen zumindest in puncto BI den Vorzug gegenüber Hyperion zu bekommen und bilden den Kern der Produktsuite "Oracle Business Intelligence Enterprise Edition" (siehe auch "Gartner beurteilt die neuen Schwergewichte im Markt für Business Intelligence"). Andererseits betreut Oracle nach eigenen Angaben rund 12.000 Hyperion-Kunden weltweit, einschließlich 91 der Fortune 100.

Angesichts dieser offiziellen Zahlen nähme sich der Erfolg des SAP-Vertriebs weniger spektakulär aus und könnte eher als Marketing-Spitze gegen Oracle eingeordnet werden. Ferner soll SAP bereits seit einiger Zeit an dieser Pressemeldung gearbeitet haben, und seitens Oracle hieß es, man wisse von keiner größeren Zahl von Kundenabgängen. Ebenso ist offen, wie sich die Kundenbewegungen zwischen beiden Herstellern unter dem Strich darstellen. Allerdings verweisen einige Marktbeobachter auf ein interessantes Detail: Demnach sei es der SAP schon vor der Übernahme von Business Objects gelungen, die genannten Abschlüsse vorzubereiten. Durch Business Objects könnten die Walldorfer nun den Druck auf die gern als uneinnehmbar stilisierte Oracle-Bastion weiter erhöhen (as).