Asienkrise trübt die Halbjahresbilanz

SAP erwartet Wachstum vor allem bei Bestandskunden

24.07.1998

SAP-Vorstandssprecher Hasso Plattner entschuldigte den Schönheitsfleck in der Zwischenbilanz damit, daß sein Unternehmen das einzige sei, das die Kosten für Mitarbeiter-Aktienoptionen in der Gewinn- und Verlustrechnung aufführe. Viele Softwareschmieden, die mit beeindruckenden Ergebnissen glänzten, hätten in Wirklichkeit Probleme. Nach amerikanischem Recht müßten sie die Aufwände für Mitarbeiterbeteiligungs-Programme nicht ausweisen. In der Quartalsbilanz der SAP schmälerten dagegen Rückstellungen in Höhe von 35 Millionen Mark das Gesamtbild.

Deutlicher als erwartet machte sich im zweiten Quartal auch die Asienkrise bemerkbar: Im asiatisch-pazifischen Raum gab der Umsatz um fünf Prozent nach und fiel auf 197 Millionen Dollar. Vor allem der Verfall des japanischen Yen und des australischen Dollars machte den Softwerkern zu schaffen.

Ungeachtet dieser Sorgen beurteilt Plattner die Chancen in Asien weiter positiv; am SAP-Engagement in diesem Markt werde sich nichts ändern. Henning Kagermann, ebenfalls Sprecher des Unternehmens, kündigte an, daß sich für das gesamte Geschäftsjahr das Wachstum auf etwa 40 Prozent verlangsamen werde. Ursache sei die nachlassende Dynamik der durch das Jahr-2000-Problem angeheizten Nachfrage. Einen Gewinnanstieg von 30 bis 35 Prozent peilt das Unternehmen nach wie vor an.

Auffällig an der Halbjahresbilanz der SAP ist jedoch der relativ geringe Zuwachs an Neukunden von 656 auf 673 (plus drei Prozent), wenngleich SAP die Zahl der Neuinstallationen um 40 Prozent auf 2758 hochschrauben konnte. Kagermann konstatierte einen "Trend zum Mehrgeschäft innerhalb der installierten Basis". Dagegen werde sich spätestens ab dem Jahr 2000 die Anzahl der neu akquirierten Kunden verringern. Den nachlassenden Kundenandrang will SAP durch Verkäufe in die installierte Basis "mehr als kompensieren".

Die Hoffnungen ruhen auf einer ganzen Palette neuer Produkte, darunter die für das vierte Quartal 1998 angekündigte Lösung für das "Strategic Enterprise Management" (SEM).

Als künftigen Absatzträger stuft das SAP-Management ferner die im Rahmen der Scope-Initiative (Scope = Supply Chain Optimization, Planning and Execution) angekündigten Produkte ein. Kagermann betonte, sein Unternehmen müsse sich hier weniger gegen traditionelle Wettbewer-ber wie Baan, Oracle oder Peoplesoft als gegen hochspezialisierte neue Herausforderer durchsetzen.

Um sich in diese Märkte hineinzukatapultieren, hat SAP weder Kosten noch Mühen gescheut: Von Jahresbeginn bis Ende Juni 1998 wurden 4120 neue Mitarbeiter eingestellt, davon 1289 in Deutschland. Allein 1444 neue Kräfte holte sich die Softwareschmiede binnen eines Jahres im Bereich Forschung und Entwicklung dazu. Damit wuchs diese Abteilung auf nunmehr 3973 Mitarbeiter.