SAP

SAP: Einzelkämpfer haben keine Chance

15.03.2001
Von in Hiltrud

Ist diese Hürde genommen und der Arbeitsvertrag unterschrieben, erhält jeder neue Mitarbeiter einen Paten, der ihm den Anfang in allen praktischen Belangen ein wenig erleichtern soll, ihm also den Weg in die Kantine zeigt oder ihn mit anderen Kollegen bekannt macht. Zudem veranstaltet SAP spezielle Einarbeitungs- und Traineeprogramme. In der Entwicklung findet zwar eine Spezialisierung nach Fachbereichen statt, innerhalb eines Projekts wird aber nicht zwischen ”Hackern und Oberdesignern” unterschieden. Der Mitarbeiter ist demnach für das ganze Projekt verantwortlich, muss also beispielsweise die Anforderungen des Kunden aufnehmen, sie spezifizieren, realisieren, implementieren und testen. Hillebrand schätzt, dass dabei nur rund 30 Prozent der Arbeit auf das eigentliche Programmieren entfallen. Eine Fülle an Aufstiegsmöglichkeiten Die Fluktuation in der Walldorfer Softwareschmiede ist relativ gering. Genaue Zahlen will der Personalchef nicht preisgeben, lässt

sich aber entlocken, dass die Rate im ”unteren einstelligen Bereich” liege.

Dafür gebe es innerhalb des Unternehmens viel Bewegung. So könne ein Mitarbeiter konzernintern in eine andere Funktion wechseln, also beispielsweise von der Schulung in den Vertrieb oder vom Entwickler zum Berater. Daneben gibt es den klassischen Aufstieg zum Team- und Bereichsleiter. Für diejenigen, die sich mehr auf das Fach-Know-how konzentrieren und keine Personalverantwortung übernehmen wollen, ist die Fachkarriere konzipiert. Sie können zum (Chief) Developer Architect aufsteigen und sind damit für ein Fachgebiet konzeptionell verantwortlich. Die vierte Möglichkeit - eine, die nach den Erfahrungen Hillebrands immer wichtiger wird - ist, zum Projekt-Manager oder Projektleiter von zum Teil interdisziplinären, internationalen Entwicklungsvorhaben aufzusteigen - “die hohe Kunst des Führens”, kommentiert er.

Zwei Drittel der weltweit rund 24 000 SAP-Beschäftigen sind in Niederlassungen außerhalb Deutschlands beschäftigt. Diese starke internationale Ausrichtung spiegelt sich auch im Arbeitsalltag wider, unter anderem darin, dass in Deutschland zehn Prozent der Beschäftigten aus dem Ausland kommen. Eine Möglichkeit, internationale Erfahrungen zu machen, liegt in der Projektarbeit. Stammt ein Pilotkunde beispielsweise aus den USA, wird das Projekt international angelegt sein, Geschäftsreisen zur Abstimmung sind erforderlich. Will der Beschäftigte für einen längeren Zeitraum ins Ausland, kann er zu einer der SAP-Tochtergesellschaften wechseln. Voraussetzung hierfür sind drei bis vier Jahre erfolgreiche Berufspraxis. Die meisten Mitarbeiter kehren nach einigen Jahren wieder in die deutsche Muutergesellschaft zurück, aber “es gab auch einige, welche die kalifornische Sonne nicht mehr missen wollten und dort blieben.”

Im jährlichen Mitarbeitergespräch legen Führungskraft und Mitarbeiter gemeinsam fest, wo die Schwerpunkte der Schulungen liegen, wobei es ”bei SAP keine Regel gibt, was jeder muss oder darf”. Der Softwarekonzern verfügt über zahlreiche Schulungseinrichtungen. Die wichtigste ist die SAP University in Walldorf, in der Veranstaltungen zu allen Themen, angefangen von Organisation, Technik interkulturellem Training bis hin zu Sozialkompetenz oder Coaching, für das Top-Management stattfinden. Hochschulabsolventen können bei SAP mit einem Einstiegsgehalt zwischen 80 000 und 95 000 Mark rechnen, in Ausnahmefällen werden auch 100 000 Mark gezahlt. Dabei wird nicht zwischen Fachhochschul- und Universitätsabschluss unterschieden wird, denn “wir wollen den Job bezahlen und nicht den Abschluss”, begründet Hillebrand. Die Mitarbeiter erhalten Arbeitsverträge über 40 Wochenstunden, Überstunden werden in Absprache mit dem

Vorgesetzten mit Freizeitausgleich abgegolten.