SAP-Chef Plattner verkuendet neue Strategie Vorkonfigurierte R/3-Systeme sollen Einfuehrung beschleunigen

29.09.1995

FRAMINGHAM (IDG) - Die SAP AG, Walldorf, will mit der Vermarktung vorkonfigurierter, exakt auf Kundenbeduerfnisse zugeschnittener R/3-Systeme ernst machen. Wie Vorstandsmitglied Hasso Plattner anlaesslich der diesjaehrigen Benutzerkonferenz in Philadelphia mitteilte, soll der Einfuehrungsprozess erheblich verkuerzt und erleichtert werden.

"Wir muessen so weit kommen, dass Sie R/3-Projekte mit normalen Mitarbeitern abwickeln koennen - nicht nur mit Hilfe von Doktoren und Professoren", zeigte sich Plattner gegenueber Kundenproblemen aufgeschlossen. SAP werde im naechsten Jahr mit der Vermarktung vorkonfigurierter Systeme auf Basis der R/3-Version 3.0 beginnen. Durch das Customizing im Vorfeld wolle man die Implementierungszeit von derzeit sieben bis neun Monaten pro Modul auf vier bis sechs Monate senken.

Kritik an der SAP-Software setzt gegenwaertig meistens bei den langen Einfuehrungszeiten an. R/3 enthaelt eine Vielzahl an Parametern und Tabellen, die vom Anwender vor dem produktiven Einsatz eingestellt werden muessen.

Dadurch dauert die Konfiguration sehr lange, was dazu fuehrt, dass SAP-Kunden die funktionale Vielfalt der Software inzwischen nicht mehr nur als Segen, sondern auch als Fluch sehen. Durch den Anwenderwuenschen entsprechende Vorkonfigurationen soll dieser Aufwand nun deutlich reduziert werden.

Die Customizing-Plaene der SAP klingen einfach: Man werde lediglich die nicht gewuenschten Features der integrierten Geschaeftssoftware fuer den Kunden unsichtbar machen. Saemtliche R/3-Funktionen stuenden weiterhin potentiell zur Verfuegung und liessen sich aktivieren, wenn der Kunde eine Implementierung wolle. Der Preis ist laut Plattner allerdings bei einem nur zur Haelfte aktivierten System nicht niedriger als bei einer Konstellation, in der alle Komponenten genutzt werden. Die Lizenzgebuehren richten sich nach der Benutzeranzahl.

Laut Plattner werden die Verkaufsrepraesentanten der SAP mit Hilfe objektorientierter, dynamischer Konfigurationswerkzeuge innerhalb kuerzester Zeit das R/3-System fuer den Kunden vorkonfigurieren. An diesem Punkt setzt die Kritik von Marktbeobachtern an, die nicht daran glauben moegen, dass SAP ein so leicht zu bedienendes Konfigurationssystem auf die Beine stellt. Herstellerangaben zufolge wird die Technik jedoch zur Zeit bereits bei sechs Kunden ausprobiert; Plattner wollte allerdings nicht mitteilen, um welche Unternehmen es sich handelt.

SAP kuendigte in Philadelphia ebenfalls an, das Personal fuer Hotline Services zu verdreifachen, zusaetzliche Trainingszentren einzurichten und den Helpdesk mit Hilfe von Videokonferenz- Systemen zu optimieren.