SAP Business ByDesign: Ein Blick unter die Haube

16.10.2007
Von 
Vice President Software & SaaS Markets PAC Germany
Peter Zencke verantwortet die Entwicklung von Business ByDesign. Der SAP-Vorstand erläuterte der COMPUTERWOCHE den technischen Aufbau der neuen ERP-Mietsoftware, die nächstes Jahr auf den Markt kommen soll.

"Business ByDesign unterscheidet sich grundsätzlich von anderen On-Demand-Ansätzen", erläutert Zencke. Das fange bei der Datenbank an. Als Datenspeicher dient "Max DB" (vormals "SAP DB"). Die Datenbank entwickelt und vertreibt SAP nun wieder selbst, zuvor hatte der Konzern mit dem Open-Source-Anbieter Mysql kooperiert (siehe auch Mysql optimiert für Netweaver). Die gesamte On-Demand-Umgebung nutze ein gemeinsames Datenbank-Management-System. Durch eine Datenbankvirtualisierung sei es möglich, jedem Mandanten ein eigenes Datenbankschema zur Verfügung zu stellen, das die kundenindividuellen Kontexte abbildet. Ein Mandant könnte beispielsweise ein Unternehmen sein, das für 50 Mitarbeiter betriebswirtschaftliche Software mietet. "Logisch handelt es sich um eine Datenbank", erläutert Zencke. Somit fallen datenbankspezifische Verwaltungsaufgaben für den Hoster nur einmal an. Grundsätzlich ließen sich diese Konzepte auch mit anderen Datenbanksystemen realisieren. Solange aber ausschließlich SAP das On-Demand-Hosting anbietet, wird Max DB die technische Grundlage bleiben.

Netweaver fügt Services zusammen

Die in Business ByDesign bereitgestellten Funktionen basieren anders als bei den heutigen Geschäftsapplikationen der SAP nicht auf Modulen wie FI und MM. Vielmehr setzen sie sich auf Prozessbeschreibungen aus dem "Enterprise Services Repository" (ESR) auf. Die Netweaver-Komponente "Process Integration", eine Weiterentwicklung der "Exchange Infrastructure", koppelt einzelne Services des ESR zu einer Anwendung zusammen. So verfuhren die Entwickler bei Business ByDesign (siehe auch Anwender sollen SAP-Prozesse modellieren können). Zur Prozessmodellierung zogen die Softwarespezialisten das Werkzeug "Aris" von IDS Scheer heran. Process Integration nebst dem Aris-Werkzeug ("Embedded Aris") wird im Rahmen der Freigabe von Netweaver 7.1 im nächsten Jahr auch für die Anwender der "SAP Business Suite" erhältlich sein.

SAP- Anpassungen über Services-Definitionen

Ein Blade-Server, der am Markt für 5000 Euro zu haben ist, reicht für 50 bis 100 User. Peter Zencke, SAP-Vorstand.
Ein Blade-Server, der am Markt für 5000 Euro zu haben ist, reicht für 50 bis 100 User. Peter Zencke, SAP-Vorstand.

Trotz On-Demand sollen Kunden in der Lage sein, Anpassungen vorzunehmen, allerdings nicht so, wie Softwarenutzer das bisher getan haben. "R/3-Kunden haben massiv modifiziert. Dies werden wir in Business ByDesign nicht mehr zulassen." Verboten sind tiefe Eingriffe deshalb, weil ansonsten die Idee einer gemeinsamen Infrastruktur verloren ginge. SAP sei in der Lage, neue Releases sowie Patches in die Plattform einzuspielen, ohne die jeweiligen Kundenumgebungen anfassen zu müssen. Erweitern werde der Anwender seine Umgebung über Services-Definitionen. Um beispielsweise ein neues Feld in das Datenbankmodell einzubringen, greife der Softwarenutzer nicht wie bei R/3 tief ins System und den Applikations-Code ein, sondern erledige dies auf einer höheren Ebene im "Composition Environment".

"Jeder Mandant kann diese Schritte individuell vornehmen", so Zencke und grenzt damit das eigene Angebot von konkurrierenden Ansätzen ab. "Andere On-Demand-Anbieter arbeiten hier mit einer Shared Database, was bedeutet, dass kundenspezifische Veränderungen im Datenmodell in ausgelagerten Tabellen intransparent abgebildet werden müssen."

Max DB und Business Intelligence Accelerator

Neben der Max DB spielt der "Business Intelligence Accelerator" (BIA) eine zentrale Rolle in dem On-Demand-System. Es handelt sich um eine Hauptspeicherdatenbank für die Geschäftsdatenanalyse. Diese Lösung erlaubt es, Datenanalysen im Hauptspeicher ("In-Memory") vorzunehmen. Softwaremietern stehen diese Features in Form von Reports innerhalb der Anwendung zur Verfügung.

Einerseits gestattet das Konzept enorm schnelle Abfragen, da ja keine Datenbankzugriffe auf Festplatten erforderlich sind, andererseits erfordert es sehr große Hauptspeicher. Der hohe Arbeitsspeicherbedarf sei auch der Grund, warum zum gegenwärtigen Zeitpunkt SAP für jeden Mandanten ein Blade reservieren müsse. "Wir könnten aber grundsätzlich auch mehrere Mandanten auf einem Blade fahren, da sowohl Netweaver als auch die Datenbank virtualisierbar sind", erläutert Zencke.

SAP verspricht 100 Anwender pro Blade

Bisher arbeiten nur einige Testkunden mit dem System. Im nächsten Jahr muss Business Bydesign unter Beweis stellen, ob die von SAP versprochene Skalierbarkeit der Software Wunsch oder Wirklichkeit ist.
Bisher arbeiten nur einige Testkunden mit dem System. Im nächsten Jahr muss Business Bydesign unter Beweis stellen, ob die von SAP versprochene Skalierbarkeit der Software Wunsch oder Wirklichkeit ist.
Foto: SAP

Auf jedem Blade laufen Netweaver-Komponenten wie das Portal, der Abap- und Java-Applikations-Server, die Suchmaschine "Trex" und Process Integration sowie die eigentlichen Geschäftsanwendungen. SAP hat die Netweaver-Komponenten eng gepackt, um den Hardwarebedarf gering zu halten. "Ein Blade-Server, der am Markt für 5000 Euro zu haben ist, reicht für 50 bis 100 User", so Zencke. Doch was ist, wenn ein Mieter die Software für mehr als 100 Anwender nutzen will? "Wir können über die Adaptive Computing Infrastructure die Applikations-Server skalieren", versichert das SAP-Vorstandsmitglied. Auf diese Weise soll es möglich sein, dem Mandanten in der Ablaufumgebung weitere Rechner-Ressourcen dynamisch zur Verfügung zu stellen.

Dass SAP als 25 Benutzer als kleinste Konfiguration für einen Mandanten vorsieht, hat Zencke zufolge keine technischen, sondern wirtschaftliche Gründe: SAP Business ByDesign ist eine ganzheitliche, betriebswirtschaftliche Lösung für alle Unternehmensbereiche, ausgelegt für Unternehmen zwischen 100 und 500 Mitarbeitern. Es sei nicht kostendeckend, eine solche Infrastruktur beispielsweise für fünf User bereitzustellen.