Übernahme von Hybris

SAP baut Angebot von E-Commerce-Technologien aus

06.06.2013
Nach der Milliarden-Einkaufstour im vergangenen Jahr gönnt sich SAP kaum eine Verschnaufpause. Der Softwarehersteller übernimmt einen Schweizer Anbieter von E-Commerce-Lösungen - und baut damit den Geschäftsbereich deutlich aus.

Der Softwarehersteller SAP setzt seine Einkaufstour fort. Die Walldorfer kaufen Hybris, einen Anbieter von E-Commerce-Technologien mit Sitz in der Schweiz, wie SAP am Mittwoch mitteilte. Der Softwarehersteller hat zwar schon eigene E-Commerce-Lösungen, will den Bereich aber einem SAP-Sprecher zufolge mit Hilfe des Zukaufs deutlich erweitern.

Über den Kaufpreis schwiegen sich die Unternehmen aus. Nach Angaben des SAP-Sprechers ist es aber die bislang größte Übernahme von SAP in diesem Jahr. "Es geht hier um die Echtzeit-Interaktion mit Milliarden Kunden", sagte SAP-Co-Chef Jim Hagemann Snabe am Mittwoch. Die Software von Hybris dient als Unterbau für Shop-Lösungen. Die Programme ermöglichen den Angaben zufolge den Kontakt mit Kunden sowohl im klassischen Internet, als auch mobil oder über Zugriffspunkte in stationären Läden.

Hybris hat 600 Mitarbeiter und peilt im laufenden Geschäftsjahr einen Umsatz von 110 Millionen US-Dollar (84 Millionen Euro) an - ein Plus von 50 Prozent. Damit wächst das Schweizer Unternehmen rasant, ist aber deutlich kleiner als die jüngsten Großübernahmen von SAP.

Hybris bald auch auf HANA

"Wir tun mehr, als Hybris zu integrieren", betonte Snabe. "Wir wollen Hybris alle Technologien zur Verfügung stellen, die wir bereits haben." So soll etwa die Hybris-Plattform auch mit der besonders schnellen SAP-Datenbank-Technik Hana laufen.

SAP hatte im vergangenen Jahr fast acht Milliarden Dollar für Übernahmen ausgegeben. Erst kauften die Walldorfer den Anbieter von Mietsoftware Successfactors, dann bezahlten sie 4,3 Milliarden Dollar für die Online-Handelsplattform Ariba. Im Gegensatz zu Hybris bietet Ariba eine Handelsplattform für den Austausch von Firmen an, eine Art Ebay für Unternehmen, Hybris dagegen liefert mit seiner Software eine Schnittstelle zum Verbraucher.

Laut SAP schätzen Industrieanalysten den Gesamtmarkt für solche Programme auf 37 Milliarden US-Dollar. Die Software wird sowohl zur Miete, als auch als fest installierte Version vertrieben. Die Handelskette H&M, Metro, die Großhandelskette Costco oder der Online-Wettanbieter Ladbrokes.com arbeiten bereits mit der Software von Hybris. "Kunden-Dialog in Echtzeit über alle Kanäle ist essenziell. Und ist das, worein wir investieren", sagte SAP-Co-Chef Bill McDermott.

Die Übernahme soll im dritten Quartal abgeschlossen werden. Das Management, sowie die beiden Vorstände Ariel Lüdi und Carsten Thoma bleiben bei SAP - vorerst. Bei den letzten Übernahmen war der Softwarekonzern nicht immer in der Lage, die Gründer und ehemaligen Firmenchefs zu halten. Im vergangenen Jahr verließ der ehemalige Sybase-Chef John Chen die Walldorfer, gerade erst ging Lars Dalgaard, der Gründer und Chef von Successfactors. Ariba-Chef Bob Calderoni ist derzeit noch Mitglied im erweiterten Führungszirkel von SAP. (dpa, Annika Graf / sh)