SAP auf Linux - eine Alternative?

10.01.2006
Von Stefan  Ueberhorst

Übergreifende Kundenstruktur

Aus Sicht von Realtech gibt es bezüglich der Kundenstruktur keine Branche, auf die sich das Thema SAP auf Linux beschränken würde. Auch hinsichtlich der Unternehmensgröße haben sich die ursprünglichen Grenzen aufgelöst. In den ersten Jahren, in denen SAP-Produkte für Linux verfügbar waren, beschäftigten sich vor allem Firmen mit einem Jahresumsatz von weniger als 250 Millionen Euro mit einer Linux-Migration, insbesondere in Kombination mit der Open-Source-Datenbank Max-DB (ehemals SAP-DB).

Dies hat sich inzwischen grundlegend geändert. Auch für mittlere und große Hosting-Anbieter ebenso wie für internationale Großunternehmen mit mehr als 20 000 Beschäftigten und einem Jahresumsatz von mehreren Milliarden Euro stellt SAP auf Linux heute eine interessante Alternative dar. Bereits im Jahr 2003 meldete der für Max-DB ver- antwortliche SAP-Partner, die schwedische Firma MySQL, weltweit über 5000 Kundeninstallationen der Datenbank, darunter Konzerne wie Daimler-Chrysler, Bayer und die Deutsche Post. Die Betriebsgröße ist demnach für die Frage nach einem Plattformwechsel kein Entscheidungskriterium mehr.

Checkliste

Wer die Mehrzahl der im Folgenden gelisteten sieben Fragen mit "Ja" beantwortet, sollte sich mit dem Thema SAP auf Linux intensiver beschäftigen.

  1. Trägt eine Migration der SAP-Landschaft nach Linux zur Senkung des Investitionsvolumens für Hardware bei?

  2. Lassen sich durch den Einsatz von Linux und neuer, Linux-affiner Techniken wie Single-Image-Boot und Adaptive Computing signifikant Kosten sparen, Verfügbarkeiten erhöhen oder ein hoher Automatisierungsgrad erreichen?

  3. Gibt es in der SAP-Basis beziehungsweise Server-Administration bereits Know-how im Bereich Unix oder Linux?

  4. Ist Linux in der SAP-Basis akzeptiert oder sogar gewollt?

  5. Ist die Optimierung oder Neuausrichtung der SAP-Systemlandschaft durch den von Netweaver vorgegebenen Technologiesprung ohnehin notwendig?

  6. Ist aufgrund von Internationalisierung oder der Einführung von Netweaver eine Migration wichtiger SAP-Systeme nach Unicode erforderlich?

  7. Steht das Risiko einer Betriebssystem-Migration in einem gesunden Verhältnis zum potenziellen Nutzen?

Sparen im Massenmarkt

Sucht man dennoch nach typischen Gemeinsamkeiten der Migrationsklientel, so sind diese laut Helmut Spöcker, Consulting Manager bei Realtech, eher im Bereich der Quell-Betriebssysteme zu finden. Hier zeigt die Statistik, dass Unix mit rund 60 Prozent das häufigste Ausgangs-OS für Linux-Migrationen ist. Anwender sind bestrebt, aus dem engen Korridor einer herstellergebundenen Rechnerarchitektur auszubrechen, und wollen mit Linux in den Massenmarkt der x86-Systeme (Intel und AMD) wechseln - die Kosten für Hardwareinvestitionen bei der Entscheidung pro Linux spielen also eine wesentliche Rolle. Migrationen auf Itanium- und Power-Architekturen sind dagegen eher selten, ebenso werden Plattformen wie die I-Series oder gar OS/390 kaum noch für einen Wechsel in Betracht gezogen.