SAP-Arbeitsmarkt: Geld und gute Jobs

01.02.2008
Während sich die Einstiegschancen für Hochschulabsolventen gebessert haben, sind Umsteiger und ältere SAP-Profis kaum gefragt.

Am stärksten gesucht sind SAP-Softwareexperten für Logistik (19,9 Prozent) und Rechnungswesen (16,3 Prozent). Dahinter folgen laut einer aktuellen Studie der Apentia Consulting Group, München, Business Intelligence (elf Prozent), Personalwirtschaft (5,9) und Industry Solutions (vier Prozent). Auf Customer-Relationship-Management (CRM) spezialisierte SAP-Experten werden von 5,2 Prozent der Firmen gesucht, 3,8 Prozent brauchen erfahrene Financials-Experten. Die Spezialisierung geht noch tiefer. In der Logistik sind die Module Materialwirtschaft (28 Prozent) und Vertrieb (27 Prozent) stark und die Module Customer Service (vier Prozent) und Qualitäts-Management (drei Prozent) eher wenig gefragt. Viele Arbeitgeber fahnden fürs Rechnungswesen nach SAP-Experten mit Erfahrung in Finanzbuchhaltung (44 Prozent). Nur drei Prozent suchen jemanden für das Unternehmens-Controlling.

Allerdings reichen Modulkenntnisse nicht aus. Neben fachlichen Skills müssen SAP-Experten auch über Prozess- und Branchen-Know-how verfügen. Laut Apentia wird auf Branchenwissen insbesondere in Banken und Versicherungen, aber auch bei Arbeitgebern aus dem Handel und der Energieversorgung sowie der Prozessindustrie Wert gelegt. Weit mehr als Anwenderfirmen suchen Beratungshäuser nach SAP-Experten. "Zum Teil wollen die Unternehmen bis zu 300 SAP-Berater einstellen", beschreibt Apentia-Geschäftsführer Ralf Breitenfeldt die hohe Nachfrage. "Viele Beratungshäuser möchten ihren Personalbestand innerhalb der nächsten zwei Jahre sogar verdoppeln. Weil Kundenaufträge mangels Fachkräften nicht mehr ausgeführt werden können, ist die Personalsuche inzwischen Vorstandssache geworden."

Als Folge des Fachkräftemangels sind auch die Chancen von Hochschulabsolventen gestiegen.Laut Apentia bilden immer mehr Unternehmen Einsteiger selbst aus oder richten entsprechende Trainee- und MBA-Programme ein. Gute Aussichten haben Nachwuchskräfte in Informatik, Wirtschaftsinformatik und BWL, die sich während des Studiums schwerpunktmäßig mit SAP-Software befasst und entsprechende Praktika absolviert haben. Favorisiert werden jedoch unverändert SAP-Experten mit mindestens dreijähriger Berufserfahrung.

Zertifizierung hilft Umsteigern kaum

Wer sich für eine Karriere als SAP-Experte entscheidet, darf sich als Junior über ein Gehalt von 40 000 bis 45 000 Euro, mit modulspezifischen Kenntnissen sogar 47 000 Euro freuen. Nach zwei oder drei Jahren kann das Einkommen - je nach gesuchter fachlicher Ausrichtung - bis auf 60 000 Euro steigen. Senior Consultants verdienen zwischen 55 000 und 80 000, Projektleiter 70 000 bis 90 000 Euro. Breitenfeldt: "Wer sich auf stark gefragte Module wie etwa Business Intelligence versteht oder sich in Branchen mit hoher Nachfrage wie dem Handel auskennt, hat die besten Einkommensperspektiven." Für Umsteiger fallen die Karrierechancen allerdings negativ aus. Auf Zertifizierungen legen Arbeitgeber kaum Wert. Und in höherem Alter in die SAP-Beratung wechseln zu wollen ist laut Breitenfeldt nahezu aussichtslos: "Trotz der strengen Auflagen des Allgemeinen Gleichstellungsgesetzes (AGG) entscheiden sich Arbeitgeber vor allem für jüngere Bewerber."

Die meisten SAP-Experten sind in Nordrhein-Westfalen beschäftigt (23,1 Prozent). Die Großstadt mit den meisten berufstätigen SAP-Spezialisten ist München, gefolgt von Frankfurt am Main, Hamburg und Stuttgart. Immer mehr SAP-Profis orientieren sich beruflich in die Schweiz. Das Nachbarland lockt mit höheren Gehältern, niedrigeren Steuern und einer besseren Altersabsicherung. (hk)

Apentia-SAP-Index

Für die Marktstudie "Apentia-Index", die künftig regelmäßig erscheinen soll, wertet der Personaldienstleister rund 16 000 Datensätze aus beruflichen Profilen von SAP-Experten sowie Anforderungsprofilen von Unternehmen aus. Wie sehr SAP-Experten für Softwareentwicklung und Beratung gesucht sind, dokumentiert eine weitere Studie. Einer aktuellen Auswertung des Suchmaschinenbetreibers Jobs.de zufolge, der regelmäßig das Stellenangebot von rund einer Million Firmen-Websites analysiert, kommen auf jeden stellensuchenden SAP-Berater rund 70 Vakanzen. Etwas dahinter rangieren Java-Entwickler, hier kann jeder Bewerber aus 50 Angeboten auswählen.