Wartungsgebühren

SAP-Anwender proben den Aufstand

25.08.2008
Von 
Thomas Cloer war Redakteur der Computerwoche.
Prominente IT-Verantwortliche aus mittelständischen und großen SAP-Anwenderfirmen gehen jetzt öffentlich gegen die Erhöhung der Wartungsgebühren für die Software aus Walldorf auf die Barrikaden.

Formiert haben sich die SAP-Nutzer beim Sommer-Kick-Off des Seestern IT Forums (gegründet vom umtriebigen Gebraucht-Softwarehändler Axel Susen) in Aachen. Dort wurde zum Thema "SAP- Wartung" eine Stellungnahme erarbeitet - die erste gemeinsame mehrerer SAP-Anwender seit Bekanntgabe der neuen Wartungspreise. "Wir bieten auf der Arbeitsebene eine Plattform für gewerbliche Software-Anwender", sagt Susen. "Oft ist es der einzige Ausweg, wenn Kollegen gemeinsame Lösungen erarbeiten."

Die von Johannes Truttmann (Krombacher Brauerei), Werner Schwarz (Gerolsteiner Brunnen), Christian Graszt (Knüppel Verpackung) sowie Matthias Burgardt (Nordenia IT Services) gemeinsam unterzeichnete Stellungnahme drucken wir im Folgenden im Wortlaut ab:

Stellungnahme der Arbeitsgruppe SAP Wartung

Wir sind bekennende SAP-Anwender. Mit SAP verbindet uns seit vielen Jahren eine partnerschaftliche Verbindung. Die erfolgreiche Entwicklung von SAP in der Vergangenheit findet darin ihren Ursprung.

SAP hat nun gegenüber diesen bestehenden Kunden angekündigt, die Kosten für die Wartungsleistungen um nahezu 30% zu erhöhen. In der Begründung der SAP wird der Eindruck erweckt, wir - die Kunden der SAP - hätten Bedarf an dieser neuen Wartungsleistung. Wir erklären daher:

  • Die Begründung zur Änderung von Wartungsleistungen entspringt nicht dem Bedarf von uns SAP-Anwendern. Der Mittelstand würde ein variables Wartungsmodell erwarten und begrüßen, damit dies auch zu seinem Geschäft passt.

  • Die einseitige Änderung solch zentraler IT-Leistungen, verbunden mit einer massiven Kostensteigerung, empfinden wir als Vertrauensbruch unserer über viele Jahre gewachsenen Geschäftsbeziehungen. Dies wiegt umso schwerer, als dass sich viele Unternehmen erst vor kurzer Zeit unter Aufwendung erheblicher Investitionen durch einen neuen Lizenzvertrag an SAP gebunden haben. Diese Investitionen wurden oft unter Gesichtspunkten zukünftiger Investitionssicherheit, weniger aus betriebswirtschaftlichen Erwägungen, getätigt.

  • Eine Kostensteigerung von nahezu 30% in einem so herausragenden Kostenblock wie der Wartung für SAP-Produkte, stellt eine erhebliche Einschränkung in der Handlungsfreiheit der IT-Verantwortlichen dar. Künftige Investitionsentscheidungen müssen daher die durch Wartung verursachten Folgekosten sehr viel stärker berücksichtigen. Es ist sicher nachvollziehbar, dass wir auch bestrebt sein werden, die Gesamtausgaben für SAP besonders kritisch zu betrachten.

  • SAP begründet die Änderungen der Wartungsleistungen mit einer steigenden Komplexität der IT-Landschaften ihrer Kunden. Als Anbieter so zentraler Systeme wie ERP, CRM oder BI, liegt es aber gerade in den Händen von SAP durch geeignete Produkte und Systemarchitekturen dieser Komplexität entgegenzuwirken. Die Marketing-Botschaften aus dem Hause von SAP im Zusammenhang mit E-SOA haben ja gerade dies versprochen.

Wir wünschen uns einen partnerschaftlichen Dialog mit SAP mit dem Ziel, wirklich angemessene Wartungsleistungen zu definieren und solche Produkte zu entwickeln, aus denen Kunden einen echten Mehrwert generieren. Wir sind überzeugt, dass hierin auch der Königsweg für SAP zu mehr Wachstum liegt.

Wenn jetzt Unternehmen den Schulterschluss suchen, um gegen die SAP ihre Entrüstung und Bedenken gemeinsam zu artikulieren, ist dies ein deutliches Warnsignal.

Aachen, den 25.08.2008

Und als Hintergrundlektüre empfehlen wir unseren kürzlich veröffentlichten Beitrag "ERP-Wartungsaufschlag der SAP trifft vor allem den Mittelstand".