ERP

SAP ändert die Spielregeln

19.03.2009
Von  und
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Vice President Software & SaaS Markets PAC Germany

Apotheker trimmt SAP auf Effizienz

Schon jetzt hat Vertriebsprofi Léo Apotheker, der sich bis Mai den Vorstandsposten mit Kagermann teilt, praktisch das Zepter in der Hand. Sein Wirken hinterlässt deutliche Spuren, denn der künftige SAP-Chef trimmt den Konzern auf Effizienz. Schneller, als so manchem lieb ist, wandelt sich Deutschlands größter Tüftlerwerkstatt zu einer international aufgestellten Gelddruckmaschine, die mit Microsoft und Oracle vergleichbar ist.

Léo Apotheker

  • Im Mai übernimmt Léo Apotheker, Jahrgang 1953, den Chefposten bei SAP. Seit April 2008 teilt er sich die Konzernleitung mit Henning Kagermann, der demnächst ausscheidet. Apotheker ist international erfahren und spricht fünf Sprachen.

  • Ursprünglich galt Shai Agassi als Nachfolger Kagermanns. Der Kronprinz warf aber vor zwei Jahren das Handtuch, nachdem klar geworden war, dass er länger als erwartet auf den SAP-Thron warten hätte müssen (siehe auch "Agassi verlässt SAP").

  • Apotheker ist seit 2002 im SAP-Vorstand und leitet Beratung, Schulung, Marketing, Industrielösungen und Partner-Management.

  • Er gründete die SAP-Standorte in Frankreich und Belgien und war für das Gebiet Südwesteuropa verantwortlich.

  • Experten rechnen damit, dass der SAP-Chef den Konzern stärker in Richtung Vertrieb ausrichtet (siehe auch "Analysten kommentieren das Stühlerücken bei SAP").

Um die Margenziele auch in schwierigen Zeiten zu erreichen und wie gewohnt mit zweistelligen Wachstumszahlen zu glänzen, will Apotheker alte Zöpfe abschneiden. Da scheint es durchaus Potenzial zu geben: "In manchen Abteilungen hat SAP künstlich Hierarchieebenen geschaffen. So sind in bestimmten Firmenbereichen Grenzen entstanden, die SAP nun einreißen sollte", erläutert Frank Naujoks, ERP-Experte und Research Director bei der Unternehmensberatung i2s aus der Schweiz.

Interne Umstrukturierungen hat Apotheker bereits angekündigt. Ende 2008 wurde ein Sparprogramm verhängt, und erstmals hat SAP Entlassungen im großen Stil vor. Die Angestellten werden diese und andere Maßnahmen nicht gerade beklatschen. Ähnlich wie die Kunden spüren auch sie, dass sich SAP verändert. "Die Stimmung in der Belegschaft ist gut", versicherte Apotheker noch während der IT-Messe CeBIT. Doch das sehen nicht alle so. Ein namhaftes SAP-Partnerunternehmen erhält eigenen Angaben zufolge zurzeit so viele Bewerbungen von SAP-Angestellten wie nie zuvor.