Auf einer Linie mit den Schwesterunternehmen

Sanyo-Tochter steigt von Unix auf die AS/400 um

27.09.1996

Für den DV-Leiter des Münchner Unternehmens, Jürgen Tesar, war die Entscheidung zugunsten der IBM-Maschine quasi unausweichlich. "Fast alle Sanyo-Töchter haben eine AS/400", erläutert er. Und wenn es jetzt darum gehe, Sanyo europaweit zu vernetzen, sei er mit seiner Unix-Lösung außen vor. "Da prallen immer noch zwei Welten aufeinander."

Bislang ist nicht geklärt, wie die angestrebte Vernetzung aussehen wird. Tesar hofft aber darauf, daß es konzernweit vorgefertigte Kommunikationslösungen geben wird, die er auf Knopfdruck einbinden kann - beispielsweise für Bestellvorgänge bei der Konzernmutter in Japan. Für die von ihm bevorzugte Unix-Umgebung hätte Tesar diese Applikationen selbst zu erstellen - und das mit einer Kerntruppe von nur drei Mitarbeitern.

Als Tesar vor sechs Jahren in das Unternehmen kam, bestand seine erste Amtshandlung darin, die alte MAI-Maschine durch ein Unix-System zu ersetzen. Die rund 1600 selbstgestrickten Business-Basic-Anwendungen wurden über einen "BBX-Emulator" auf der neuen Hardware weitergefahren. Auf ein Datenbank-Management-System mußten die etwa 150 Benutzer bislang verzichten.

Der Wunsch nach einer modernen Datenhaltung und die zusehends schwierigere Pflege hätten über kurz oder lang ohnehin eine neue Hardware-Investition erfordert. Die Lösung, Informix oder Oracle unter die vorhandenen Applikationen zu schieben, wäre laut Tesar kaum preisgünstiger gekommen als der Umstieg in eine komplett andere DV-Welt. Allerdings verrät der DV-Leiter nicht, wieviel Geld das Unternehmen in dieses Vorhaben stecken will.

Die Anwendungen für die neue Umgebungen selbst zu entwickeln kam Tesar nicht in den Sinn. Statt dessen holte er eine Standardlösung ins Haus. Die Wahl fiel auf "Basis/400" von der Soft M Software und Beratung AG, München. "Die Funktionalität auf dem Gebiet des technischen Großhandels und die umfassende Parametrisierbarkeit" nennt Tesar als ausschlaggebende Kriterien. Eine Rolle spielte sicher auch, daß Soft M bereits die Sanyo Semiconductor GmbH, Eschborn, und die Sanyo Industries GmbH, Nördlingen, zu seinen Kunden zählt.

Tesar hat sich auch die Produkte einiger Mitbewerber angeschafft - darunter die gerade auf den Markt gekommene AS/400-Software der SAP AG, Walldorf. Seine Begründung dafür, daß diese Lösung für ihn nicht in Frage kam, gibt Aufschluß darüber, wie schwer ihm die Entscheidung für die neue Hardware gefallen sein dürfte: "Ich habe schon lange darüber nachdenken müssen, ob ich mich in die Hände der IBM begeben soll." Die Abhängigkeit von SAP wollte er vermeiden. "Einmal installiert und konfiguriert ist so etwas schnell, aber wenn Sie etwas umkonfigurieren wollen, müssen Sie sich den Unternehmensberatern anvertrauen."

Das Soft-M-System hofft Tesar selbst pflegen zu können. Allerdings wird ihm der Lieferant zur Seite stehen. Für den Fall der Fälle liefert Soft M sogar den Sourcecode mit. Um die Update-Fähigkeit nicht zu verlieren, will Tesar aber darauf verzichten, die Anwendung im Kern zu verändern.

Zunächst wird das Unternehmen die Module für Finanzbuchhaltung, Einkauf, Lagerhaltung und Auftragswesen einsetzen. Mit der Installation einer ebenfalls von Soft M stammenden Vertriebslösung für die rund 30 Außendienstmitarbeiter lassen sich die Münchner noch ein wenig Zeit. Im Augenblick gibt es, so Tesar, dringlichere Aufgaben, beispielsweise die Schulung der Anwender. Pünktlich zum Beginn des neuen Geschäftsjahrs am 1. April 1997 soll die Umstellung über die Bühne gegangen sein.

Das Unternehmenm

Die Sanyo Büro-Elektronik Europa-Vertriebs GmbH ist eine Tochter der japanischen Sanyo Electric Trading und für den Verkauf der in Büros eingesetzten Sanyo-Produkte zuständig. Das sind vor allem Kopierer, Faxgeräte und PCs. Das Unternehmen beliefert ganz Europa - mit Ausnahme von Frankreich, wo es aufgrund der Firmenhistorie eine eigene Vertriebsgesellschaft gibt.