Web

Sanierungsfall Telekom: Viel Arbeit für Obermann

13.11.2006

Weitere Kunden vergrault der Carrier mit seiner konservativen DSL-Politik, wie Beschwerden in zahlreichen Internet-Foren zeigen. Während die Telekom den künftigen Nutzern des schnellen Internet-Zugangs aufgrund einer zu langen Telefonleitung häufig mit "DSL light" nur eine gebremste Variante schalten will, lockt die Konkurrenz mit Transferraten von zwei bis sechs Mbit/s.

In Sachen DSL blamierte sich der Carrier im Sommer gründlich, als der Startschuss für das neue VDSL-Netz praktisch unter Ausschluss der Öffentlichkeit fiel. Zudem zweifeln viele Experten am Sinn der unter Ricke beschlossenen Milliardeninvestitionen in VDSL. In ihren Augen handelt es sich schon jetzt um eine veraltete Technik, die Zukunft gehöre den Glasfasernetzen bis zum Endkunden (fibre to the home). Auch bei einer anderen potenziellen Zukunftstechnologie ist der Bonner Konzern nicht mit von der Partie: An der für Dezember angesetzten Versteigerung von Funkfrequenzen für den breitbandigen Internet-Zugang beteiligt sich der Konzern nicht. Die dabei verwendete Wimax-Technologie wird in Branchenkreisen als eine günstige DSL-Alternative gesehen, um die letzte Meile zum Kunden drahtlos zu überbrücken.

Technische und strategische Fehlentscheidungen sind jedoch nicht die einzigen Probleme, mit denen der neue Telekom-Chef Obermann fertig werden muss. Schwer wiegt auch die Erblast, die noch immer auf dem einstigen Staatskonzern liegt. Verärgerte Mitarbeiter berichten beispielsweise immer wieder, dass es noch eine Zweiklassengesellschaft mit Beamten aus den früheren Postmonopol-Zeiten und den normalen Angestellten auf der anderen Seite gebe. Deshalb sei es kein Wunder, dass viele Angestellte - bedingt durch die Dauerangst um ihren Arbeitsplatz - wenig motiviert seien. Als weitere Spaßbremse gelten die internen Entscheidungsstrukturen des Konzerns. So hätten die Mitarbeiter an der Kundenfront, die alltäglich mit deren Problemen konfrontiert sind, meist keine Entscheidungsbefugnis und müssten bei jeder Kleinigkeit im Backoffice nachfragen. Erschwerend komme hinzu, dass der Konzern im Vergleich zur Konkurrenz seine Dienstleistungen zu teuer produziere, da er den Beschäftigten in den Call Centern und an den Hotlines den kostspieligen Telekom-Tarif bezahle.