Startup verspricht Interoperabilität im Storage-Management

Sangate sprengt Plattformgrenzen zwischen Speichern

13.07.2001
MÜNCHEN (CW) - Das US-amerikanische Startup Sangate verspricht Revolutionäres. Mit seiner selbst entwickelten Technik sollen sich bislang proprietäre Speicherfunktionen wie Fernspiegelung oder Datenmigration plattformübergreifend auf beliebigen Storage-Systemen nutzen lassen.

Anfang nächsten Jahres will das Unternehmen aus Southborough, Massachusetts, die Hardware-Software-Kombination "Datagate" auf den Markt bringen. Sie soll es ermöglichen, aufwändige Speicher-Management-Funktionen auf unterschiedlichen Storage-Systemen auszuführen, unabhängig davon, ob diese aus der Mainframe- oder Open-Systems-Welt stammen. Zu den Kernfunktionen, die Sangate anbieten will, gehören Fernspiegelung (Remote Mirroring), Datenkopien bei laufendem Betrieb (Point-in-Time-Copies) und Datenmigration.

Für die mächtigen Player im Speichermarkt, allen voran EMC, könnte die Ankündigung eine ernste Bedrohung darstellen. Der Branchenführer profitiert nicht zuletzt von einem Softwareportfolio, das ausschließlich auf der eigenen Speicherhardware nutzbar ist. Entsprechend hoch setzt EMC die Preise an - sechsstellige Summen sind üblich - und bindet Kunden an seine Systeme. Sangate dagegen verspricht die lange geforderte Herstellerunabhängigkeit. So könnten Anwender künftig Datenspiegelungen von einem EMC-Symmetrix-System auf einen Shark-Speicher von IBM und umgekehrt organisieren, dies alles über Betriebssystem- und Hardwaregrenzen hinweg.

Sangate führt noch weitere Vorteile seines Konzepts an: Aufgrund der parallelen Verarbeitung der Daten verbesserten sich die Antwortzeiten um rund 50 Prozent, die Fernspiegelung und Synchronisation von Datenbeständen beschleunige sich um den Faktor acht. Nicht zuletzt ständen solche Funktionen zu einem Bruchteil des Preises zur Verfügung, den EMC gegenwärtig veranschlage.

Dort beeilt man sich, die Ankündigung zu relativieren. "Sie wollen unterschiedliche Speichersysteme verbinden, zu denen sie nicht einmal Zugang haben", kritisierte ein EMC-Sprecher gegenüber dem britischen Nachrichtendienst "Computerwire". Mit zusätzlichen Sangate-Geräten würden Speichernetze nur noch komplexer.

Sangates Marketing-Chef Tony Asaro hält dagegen. Einen vollständigen Zugriff auf Speichersysteme von EMC, IBM oder Hitachi benötige man gar nicht. Das Datagate-System greife lediglich auf die Datenströme zurück, die SCSI- oder Ficon-Befehle nutzen. Die Software läuft auf einem Unix-basierten Mehrprozessor-System, so der Hersteller. Das Produkt befinde sich gegenwärtig in der Betaphase.

Sangate wurde 1999 von ehemaligen EMC- und IBM-Mitarbeitern gegründet. CEO Paul Feresten war unter anderem für die ehemalige Digital Equipment tätig, wo er für die Speicherfamilie "Storageworks" verantwortlich zeichnete.

Die Marktforscher von Gartner haben unterdessen ihre Prognosen für den Speichermarkt leicht herabgesetzt. Grund dafür sei der weltweite Konjunkturabschwung, der potenzielle Kunden aus dem Dotcom-Sektor in besonderem Maße betrifft. Nach der ursprünglichen Vorhersage sollte der Markt für Storage-Service-Provider (SSPs) bis zum Jahr 2004 ein Volumen von 7,8 Milliarden Dollar erreichen. Nun rechnen die Auguren nur noch mit 6,1 Milliarden Dollar. Trotz dieser Korrektur wies Gartner darauf hin, dass es sich noch immer um ein immens hohes Volumen handele.