Sand im Betriebe

10.07.1987

Wer pflegt die Chipgräber? Eine Frage, die angesichts des Halbleitersterbens immer dringlicher wird. Jüngstes Beispiel: Ihre mit viel Riesenhuber-Lob bedachte Megabit-Fertigung hat die Siemens AG offensichtlich auf Sand gebaut - dem Stoff, aus dem die Chips und die Träume sind.

Ganz gewiß wird man sich in München jetzt fragen, wie der Ausstoß erhöht und der Ausschuß verringert werden kann - noch hat man den Backprozeß nicht im Griff. Aber neue Anwendungen, die den Megabit-Chip erfordern, sind deshalb nicht in Sicht.

Das ist wohl des Siliziums Kern: An Rasierapparate, Armbanduhren und Autos läßt sich zwar eine Menge Mikroelektronik verfuttern - die größten Chip-Fresser sind und bleiben freilich Rechnersysteme. Das heißt: Computer(absatz) braucht das Halbleiterland.

Diesbezüglich melden die Branchenauguren derzeit Fehlanzeige. Die PC-Zukunft ist auch nicht mehr, was sie einmal war. Und für den Midrange-Bereich muß man abwarten, wann Mother Blue die Schrägstrich-Systeme ausrangiert, um Platz für neue MIPS-Ruinen zu schaffen. Mit Siemens hat das nur am (Intel-)Rande zu tun.

Sebastian Trauerwein

Information Resources Manager