Trotz guter Prognosen

Samsung-Chef Kwon Oh Hyun tritt zurück

13.10.2017
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Manfred Bremmer beschäftigt sich mit (fast) allem, was in die Bereiche Mobile Computing und Communications hineinfällt. Bevorzugt nimmt er dabei mobile Lösungen, Betriebssysteme, Apps und Endgeräte unter die Lupe und überprüft sie auf ihre Business-Tauglichkeit. Bremmer interessiert sich für Gadgets aller Art und testet diese auch.
Der südkoreanische Konzern Samsung Electronics muss sich einen neuen Chef suchen. Kwon Oh Hyun, CEO, Vice Chairman und Leiter von Samsung Display, kündigte an, seine Ämter im März 2018 niederzulegen. Trotz erwarteter Rekordgewinne ein schlechtes Zeichen für Samsungs Zukunft.

"Es war keine leichte Entscheidung, aber ich habe das Gefühl, dass ich sie nicht länger hinauszögern kann", schreibt Kwon in einem Brief an die Mitarbeiter. "Da wir mit einer beispiellosen Krise konfrontiert sind, glaube ich, dass es nun an der Zeit ist, das Unternehmen mit einem neuen Geist und einer jungen Unternehmensführung neu zu starten, um den Herausforderungen der sich schnell wandelnden IT-Branche besser begegnen zu können."

Dicke Luft in der Samsung-Zentrale in Seoul
Dicke Luft in der Samsung-Zentrale in Seoul
Foto: DiegoMariottini - shutterstock.com

Obwohl Kwon in seinem Brief nicht näher darauf einging, handelt es sich bei der "beispiellosen" Krise wohl um die Inhaftierung von Lee Jae-yong, dem De-facto-Chef der gesamten Samsung-Gruppe, wegen Korruptionsvorwürfen. Der Enkel des Firmengründers war Ende August zu einer fünfjährigen Haftstrafe verurteilt worden, weil er versucht haben soll, sich die politische Unterstützung der früheren Präsidentin Park Geun-hye mit Geld zu sichern. Angebliches Ziel war es, damit die Zustimmung der Regierung zu einer wichtigen Fusion innerhalb der Samsung-Gruppe zu bekommen.

Wenngleich Lee keine aktive Rolle in Samsungs regulärem Geschäft übernommen hatte, ist Kwons Rücktritt das erste Anzeichen dafür, dass der Skandal einen großen Einfluss auf die Betriebsabläufe und die Kultur des Unternehmens haben könnte. Der 64-jährige Manager ist seit 2012 CEO von Samsung Electronics und wurde 2016 zum CEO von Samsung Display ernannt. Er trat 1985 in das Unternehmen ein und übernahm die Leitung des Halbleitergeschäfts, bevor er zum CEO ernannt wurde. Samsung hat keinen Nachfolger angekündigt, obwohl Kwon in der Vergangenheit zwei Co-CEOs - BK Yoon und JK Shin - hatte. Beide traten 2015 aus dem operativen Geschäft zurück, behielten aber ihre Titel.

Zumindest wirtschaftlich steht Samsung aktuell wieder blendend da. Für das dritte Quartal rechnet der Elektronikkonzern mit einem Rekordgewinn von umgerechnet 10,8 Milliarden Euro. Das wäre nahezu das Dreifache des - zugegeben vom Akku-Desaster des Galaxy Note 7 deutlich geschwächten Ergebnis im Vorjahresquartal.