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Sage: Kartellbehörden sollen Navision-Deal untersuchen

31.05.2002

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Während SAP und andere ERP-Anbieter die Übernahme von Navision durch Microsoft mit Gelassenheit hinnehmen (Computerwoche online berichtete), geht Sage nun zum Gegenangriff über. Der britische Finanzsoftwareanbieter befürchtet die Entstehung eines Monopols und will daher den Kauf von verschiedenen Wettbewerbsbehörden untersuchen lassen. CEO Paul Stobart rechnet damit, dass die Gates-Company die erworbene Navision-Software zusammen mit ihrem SQL-Server oder Office-Paket zu einer kompletten Geschäftslösung für kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) bündelt. Anschließend könnte Microsoft ein weiteres

Marktmonopol aufbauen, indem die Redmonter mit deutlichen Preissenkungen ihre Konkurrenten - darunter auch Sage - aus dem Feld drängen.

Bei Gesprächen mit verschiedenen nationalen Kartellbehörden und der EU-Kommission stieß Stobert in Kopenhagen bereits auf offene Ohren: Die dänischen Wettbewerbshüter untersuchen zwar nicht die Akquisition als solche. Nach Angaben einer Sprecherin der Konkurrence Styrelsen werde aber die Position der Marktteilnehmer in Dänemark überprüft und Stimmen von anderen Anbietern eingeholt. Navision besitzt in Dänemark eine Quasi-Monopolstellung im Bereich ERP, während Microsoft den Markt für Datenbank- und Betriebssysteme dominiert. Die dänischen Wettbewerbshüter können jedoch nicht über die Akquisition entscheiden, da weder Microsoft noch Navision vor Ort mehr als 3,8 Milliarden Kronen (509 Millionen Euro) Jahresumsatz erwirtschaften. Auch bei der EU muss Microsoft keine Zustimmung für den Kauf einholen. Falls die dänischen Kollegen jedoch einen Antrag stellen, könnte die EU-Kommission die Navision-Übernahme in ihren

Antitrust-Untersuchungen gegen Microsoft aufnehmen. (mb)