Sachsens Silicon Valley: The Keyplayer of Future?

02.12.1994

DRESDEN (ms) Vor einem Jahr bereits von der Treuhand totgesagt, konnte die Zentrum Mikroelektronik Dresden GmbH nach ihrer Privatisierung im November 1993 nun ihren Umsatz von 3,6 Millionen Mark auf 40 Millionen Mark steigern.

Noch Anfang letzten Jahres sah die Zukunft der Zentrum Mikroelektronik Dresden GmbH (ZMD) mit ihren rund 540 Beschaeftigten nicht allzu rosig aus. Dem aus der ehemaligen ostdeutschen Hochburg, dem Forschungszentrum fuer Mikroelektronik hervorgegangenen Unternehmen wurden von der Berliner Treuhandanstalt nach der Wende keine guenstigen Perspektiven bescheinigt.

Mit einem "Nicht sanierungsfaehig" sollte der saechsische Speicherproduzent aus dem Firmenregister gestrichen werden. Somit habe sich der Treuhaender auch "erst viel zu spaet" um einen finanzkraeftigen Partner gekuemmert, der dem Anbieter wieder auf die Beine helfen koenne, erinnert sich Geschaeftsfuehrer Kurt Garbrecht.

Die Wirtschaftsexperten aus Berlin haben sich anscheinend geirrt: Seit der Privatisierung im November 1993 - Anteilseigner sind zu je 50 Prozent die Dresdner Beteiligungsgesellschaft fuer die deutsche Wirtschaft mbH & Co. (eine Tochter der deutschen Bank) und die Atlas Vermoegensverwaltungsgesellschaft mbH, Duesseldorf - steigerten die Dresdner ihren Umsatz von 3,6 Millionen Mark auf 40 Millionen Mark. Zu den rund 200 Kunden des Hauses an der Elbe gehoeren heute deutsche, asiatische sowie Hersteller aus Uebersee.

Das ZMD beliefert sie mit 256-Kbit-RAM- und nichtfluechtigen 64-K- SRAM-Speichern. Zwar sei die Kbit-Reihe "keine neue Sache mehr", erklaert Garbrecht, doch die Nachfrage immer noch sehr gross. Bei den sogenannten Gedaechtnisspeichern, die auch nach einem Stromausfall ihr Erinnerungsvermoegen nicht verlieren, sind die Dresdner in Kooperation mit der amerikanischen Firma Simtec Inc. europaweit der einzige Entwickler und Lieferant. Damit wuerden sie sich von anderen Halbleiteranbietern unterscheiden, die fuer den Weltmarkt vor allem Standardprodukte erzeugten, ist der in Dresden studierte fruehere Siemens-Mann ueberzeugt. Ohne teure Lizenzen und mit eigenen Entwicklungen sei es nun gelungen, "eine Luecke der heimischen Industrie zu schliessen".

Als Hersteller von Qualitaet scheinen sich die Sachsen etabliert zu haben. Beweis: Die Zertifizierung nach der europaeischen ISO-9001- Norm und dem internationalen Standard CECC 114. Was den Umsatz angeht, seien keine Grenzen gesetzt, heisst es. Fuer das kommende Jahr erwartet man Einnahmen von 70 Millionen Mark.

Trotz Investitionen von 100 Millionen Mark wollen die Sachsen den Break even in zwei Jahren erreicht haben.