Firmen suchen neue Wege, um Entlassungen zu vermeiden

Sabbatical: Die verordnete Auszeit

04.10.2001
Von 
Alexandra Mesmer war bis Juli 2021 Redakteurin der Computerwoche, danach wechselte sie zu dem IT-Dienstleister MaibornWolff, wo sie derzeit als Head of Communications arbeitet.

Kein Wunder, dass die meisten Teilnehmer des Timeout-Programms bei ICM nur drei Monate der Arbeit den Rücken kehren. „Ich kenne keinen, der ein Jahr Auszeit nimmt“, sagt Rainer Sanders, Betriebsratsmitglied bei Siemens. Wichtig für ihn und seine Kollegen war beim Aufsetzen der Verträge, dass eine Wiedereingliederung sichergestellt ist und die Sozial- und Krankenversicherungbeiträge ohne Unterbrechung weiterbezahlt werden. Zudem sollte die Teilnahme freiwillig sein. „Es ist ja nur ein Versuch, jetzt muss man hinter den Zahlen lesen.“

Bei der Kalkulation spiele auch der potenzielle Imageschaden, den weitere Entlassungen mit sich gebracht hätten, eine Rolle. Außerdem müsse der Konzern so keine Abfindungen zahlen. Allerdings bringe das Sabbatical-Modell auch Risiken mit sich: Wenn sich der Handy-Markt erholt und der ICM-Bereich plötzlich wieder Arbeitskräfte benötigt, sind zusätzliche Rekrutierungskosten fällig.

Ein Zwangs-Sabbatical mit großem Gehaltsverzicht wäre für HP-Mitarbeiter Schoop übrigens kein Thema gewesen: „In dem Fall hätte ich mir gleich einen neuen Job gesucht, was als Berater nicht zu schwer ist.“ Gewechselt hat der Wirtschaftswissenschaftler übrigens wenige Monate nach seiner Rückkehr trotzdem. Inzwischen hat er bei HP in Frankreich begonnen, nicht mehr in der Beratung, sondern in der strategischen Planung für Consumer-Marketing. Aus dem befürchteten Karriereknick ist ein Karrieresprung geworden.