Aska-Software der Uni Stuttgart als Joker gegen die US-Konkurrenz:

Saab/lkoss drängen um FEM-Paket nach vorn

01.03.1985

STUTTGART (cmd) - Zu einer neuartigen Kooperation haben sich die Universität Stuttgart, das Stuttgarter Systemhaus Ikoss GmbH, sowie der schwedische Flugzeugkonzern Saab-Scania zusammengetan: Ikoss/Saab vermerkten weltweit und exklusiv das von der Hochschule entwickelte, auf der Finite-Elemente-Methode (FEM) beruhende Paket "Aska".

Vor der Presse in Stuttgart stellten die drei sehr unterschiedlichen Partner ihr Projekt "als erstes dieser Art und auf diesem Sektor" in der Bundesrepublik vor: Aska, ein Programm zur Beurteilung und Optimierung von Bauteilen und kompletten Konstruktionen, wurde Anfang der 70er Jahre an der Universität Stuttgart entwickelt und seither vor allem in der Luft- und Raumfahrt eingesetzt, so zum Beispiel für das Airbus-Projekt, für die Entwicklung des Raumfahrtlabors Spacelab sowie der europäischen Trägerrakete Ariane und sogar für die amerikanische Weltraumfähre Space-Shuttle. Aber auch die Automobilbauer von Daimler-Benz, BMW und Porsche nutzen das System ebenso wie die Hersteller von Kernkraftwerken und die wehrtechnische Branche.

Bereits bisher war Ikoss für Vertrieb und Support von Aska zuständig, während sich die Hochschule mit der laufenden Weiterentwicklung beschäftigte. Mit der Anfang Januar dieses Jahres unterzeichneten Vereinbarung soll nun die derzeitige Basis von 80 Installationen rund um den Globus ausgebaut und der Weltmarkt mit Hilfe eines umfangreichen Repräsentantennetzes angegangen werden.

Der Kooperationsvertrag sieht folgendes vor:

- Als Eigentümerin von Aska vergibt die Universität Stuttgart die Entwicklungs-, Vertriebs- und andere Nutzungsrechte an die Arbeitsgemeinschaft Saab/Ikoss.

- Innerhalb dieser Gemeinschaft führen beide Partner Entwicklungsarbeiten durch, wobei der Schwerpunkt bei Saab liegt (Als Entwicklungsmaschinen dienen hauptsächlich Cray- und VAX-Rechner). Ein "Product Management Board" entscheidet über die Zielrichtung dieser Weiterentwicklungen und koordiniert das Marketing. lkoss ist für die weltweite Distribution von Aska verantwortlich. Hierzu gehört insbesondere die Integration in das CAD-Umfeld sowie die fachspezifische Kundenbetreuung.

- Der Name Aska ist als eingetragenes Warenzeichen weltweit geschützt, die Rechte hierfür liegen allein bei der Arbeitsgemeinschaft.

Erster Ausfluß der Zusammenarbeit soll die Auslieferung der AskaVersion 8.5 zur Hannover-Messe sein, die unter anderem die automatisierte Multi-Level-Substrukturtechnik, zusätzliche Elemente und ein leistungsfähigeres Paket für Multi-Point-Constraints beinhaltet.

Die Chancen, sich mit Aska auf dem Weltmarkt gegen das amerikanische Konkurrenzprodukt "Nastran" durchzusetzen, beurteilen Ikoss und Saab-Scania durchaus positiv: "Wir können uns als Alternative etablieren." Zum einen gebe es selbst in den Vereinigten Staaten Interessenten für das Produkt, da man auch dort eine Auswahlmöglichkeit haben wolle. Zum anderen sei es für die europäische Industrie wichtig, angesichts der zunehmend protektionistischen Haltung der USA auf dem High-Tech-Sektor über entsprechende eigene Produkte zu verfügen. Momentan gebe es zwar noch einen leichten Entwicklungsvorsprung von Nastran, doch hoffen die Partner, bis Anfang 1986 mit der Konkurrenz gleichzuziehen.